Die deutsche Biogasproduzentin Bioenergie Geest GmbH & Co. KG und das Schweizer Green-Tech-Unternehmen Hitachi Zosen Inova haben in Apensen eine Gesellschaft gegründet, welche bis Ende 2023 eine Anlage für die Produktion von jährlich 2100 Tonnen Bio-LNG aus nachhaltig erzeugtem Biogas errichten wird. Der grüne Treibstoff und die damit einhergehenden Treibhausgasquoten werden dem deutschen Kraftstoffmarkt zugeführt und tragen somit zur Dekarbonisierung des Transportbereichs bei.
Ende April unterzeichneten die deutsche Biogasproduzentin Bioenergie Geest und das schweizerische Green-Tech Unternehmen Hitachi Zosen Inova (HZI) den Vertrag zur Gründung der Joint-Venture-Gesellschaft Apensen Verflüssigungs GmbH & Co. KG.
Flagship-Projekt Apensen: Veredelung von Biogas zu biogenem Kraftstoff und Flüssig-CO2
Die Bioenergie Geest GmbH & Co. KG betreibt in Apensen in Niedersachsen bereits seit 2011 erfolgreich eine Vergärungsanlage sowie eine Biogasaufbereitungsanlage, welche von der Vorgängerfirma der heutigen HZI BioMethan GmbH geliefert wurde. Auf Basis nachwachsender Rohstoffe wird hier Biomethan erzeugt und ins Netz eingespeist. Dieses klassische Anlagenkonzept wird nun weiterentwickelt. Dafür wird einerseits die Substratzufuhr der Anlage auf über 80 % nachhaltige Einsatzstoffe wie Gülle und Mist umgestellt. Andererseits wird die bestehende Gasaufbereitungsanlage ergänzt durch neue Systeme zur Methan- und CO2-Verflüssigung. Der Strom für die neuen Anlagenteile soll zudem mit dem eigenen, bereits bestehenden Blockheizkraftwerk erzeugt werden.
Aus den rund 32 GWh/a an nachhaltigem Rohbiogas entstehen somit in Zukunft jährlich ca. 2100 Tonnen biogenes Flüssiggas für den Treibstoffmarkt. Ausserdem fallen über 4000 Tonnen Flüssig-CO2 als Nebenprodukt an, welches fossil erzeugtes CO2 in der Industrie ersetzt. Diese Veredelung des Biogases geht mit einer beträchtlichen Treibhausgas-Reduktion einher: Über 20’000 Jahrestonnen CO2-Äquivalente können in Form von Treibhausgasquoten (THG-Quoten) im Rahmen der neuen deutschen Gesetzgebung geltend gemacht und verkauft werden. Somit ist die gesamte Herstellungskette auch faktisch nicht nur CO2-neutral, sondern verfügt über einen negativen CO2-Footprint.
Treibhausgasreduktion als Haupttreiber des Business Case
Genau diese Minderungen von Treibhausgasen, die in Form von THG-Quoten berechnet und gehandelt werden, ermöglichen die Investitionen in die für den Prozess nötige kryogene Verflüssigungstechnik. Basis dafür ist die europäische Richtlinie für erneuerbare Energien (RED II), welche den Mitgliedstaaten konkrete Verpflichtungen auferlegt, wie zum Beispiel den Treibstoffmix zunehmend grüner zu gestalten. In Deutschland wird dieses Ziel durch Treibhausgasminderungsquoten innerhalb des Bundes-Immissionsschutzgesetzes umgesetzt. Das Gesetz verpflichtet Inverkehrbringer von fossilen Treibstoffen ihren CO2-Fussabdruck bis 2030 um 25 % zu reduzieren (in Bezug aufs Jahr 2010). Dieser Umstand löste in jüngster Vergangenheit eine beachtliche Nachfrage nach nachhaltigen Biokraftstoffen und den damit verbunden THG-Quoten aus.
Zwei sich optimal ergänzende Partner
Für die Bioenergie Geest bedeutet die neue Partnerschaft die Weiterführung einer seit Langem sehr erfolgreichen Zusammenarbeit im Bereich der BioMethan-Herstellung und -Verarbeitung. «Und das alles unter dem Gesichtspunkt der Regionalität, des aktiven Klimaschutzes und der engen Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft», so Sven Plorin, einer der Geschäftsführer der Bioenergie Geest GmbH & Co. KG.
Aus Sicht des in Zürich domizilierten, global tätigen Anlagenbauers und Technologielieferanten HZI und seiner 100%-Tochter HZI BioMethan (HZIBM) in Zeven ist die Gesellschaftsgründung mit Bioenergie Geest ein wichtiger Schritt, um mit den neuen Verflüssigungslösungen im Heimmarkt Deutschland Fuss zu fassen. «Die Randbedingungen in Apensen und die Partnerschaft mit Bioenergie Geest sind für uns ein Idealfall, da wir unsere Verflüssigungskompetenz in einer bestens geführten Biogasanlage quasi vor unserer Haustür unter Beweis stellen können» erklärt Jens Becker, Geschäftsführer von HZI BioMethan.
Gemäss des Umsetzungsplans soll der Baubeginn für die Anlage in Apensen noch in diesem Jahr erfolgen, sodass gegen Ende 2023 reines Bio-LNG produziert werden kann.
Quelle: Pressemitteilung der Hitachi Zosen Inova AG vom 18. Mai 2022