Wie kann die Energieversorgung eines Gebiets wie der Energieregion Hümmling in einem vollständig regenerativen und dezentralen Energiesystem aussehen? Welche Potenziale sind vorhanden und welche Schritte der Umsetzung sind dafür erforderlich? Mit diesen Fragen befasste sich das Verbundvorhaben „Biomasseintegration zur Systemoptimierung mit sektorübergreifendem Ansatz“, dessen Ergebnisse am 14.09.2021 auf einer Veranstaltung des 3N Kompetenzzentrums Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. vorgestellt und diskutiert wurden.
„Die Region Hümmling wird schon heute zu 100% mit erneuerbarem Strom versorgt und exportiert bereits das Dreifache seines eigenen Verbrauchs. Bei Wärme und Kraftstoffen ist das Versorgungsniveau deutlich geringer“, berichtete Dr. Werner Siemers von der TU Clausthal.
Er hat das umfangreiche Szenario berechnet. „2030 und 2050 kann die Region auch den Wärme- und Kraftstoffverbrauch durch Erneuerbare Energie decken, wobei auch ein großer Handlungsbedarf bei der Senkung des Energieverbrauchs liegt“, erläuterte der Experte. „Der sparsame Umgang mit der erneuerbar erzeugten Energie ist die Voraussetzung für die nachhaltige Versorgung“, ergänzt Michael Kralemann, Projektleiter bei 3N. „Und er ist die beste Absicherung gegen steigende Energiepreise“. Ein hoher Versorgungsgrad aus erneuerbaren Energiequellen leiste außerdem den dringend notwendigen Beitrag zur Minderung der Treibhausgase und somit zum Klimaschutz.
Die nächsten Schritte hin zu klimaneutralen Regionen bestehen in der Erschließung der ermittelten Potenziale. „Dazu gibt es viele leistungsstarke Akteure bei den hiesigen Unternehmen, Handwerksbetrieben und Landwirten“, bekräftigt Ludger Kewe, Bürgermeister der Samtgemeinde Werlte. „Zunächst benötigen die bestehenden Windkraft- und Biogasanlagen eine langfristige Perspektive, wenn die Stromvergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz in den kommenden Jahren endet.“
„Das Projekt hat die wichtige Rolle der Bioenergie bei der Transformation des Energiesystems deutlich aufgezeigt. Sie kann in allen Sektoren – Strom, Wärme und Kraftstoffe – einen wertvollen Beitrag leisten, weil sie flexibel nutzbar und bedarfsgerecht erzeugt werden kann“, betonte 3N-Geschäftsführerin Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer. Diese Chance müsse genutzt werden.
Die sehr gut besuchte Veranstaltung im Krone-Trailer-Forum in Werlte war der Abschluss des zweijährigen Projekts BISON, das 3N zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Praxis bearbeitet (HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen, TU Clausthal, Gela Energie GmbH, INTIS GmbH, Samtgemeinde Werlte). Es zeigt den Weg zu einer energieautarken Region unter besonderer Berücksichtigung der Systemintegration von Biomasse auf. Gefördert wurde es mit Bundesmitteln von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).