Die klimafreundliche Mobilität von morgen ist auf einen Mix von Erneuerbaren Energien angewiesen, zu dem auch Biomethan gehört. Das machte der in Berlin stattfindende Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ deutlich. „Biomethan ist schon heute eine attraktive Option für sauberen und klimafreundlichen Personen- und Güterverkehr in den Städten, aber auch auf dem Land“, erklärt Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas. „Die hervorragenden Emissionswerte von CNG-Fahrzeugen bieten einen schnellen Vorteil für Umwelt und Gesundheit“, erklärt der Landwirt aus Niedersachsen weiter.
Biomethan wird bundesweit in rund 200 Biogasanlagen hergestellt, die das Biogas aufbereiten und ins Erdgasnetz einspeisen. Das für die Mobilität genutzte Biomethan wird in Busflotten, Transportern und von Pkw vertankt. Doch die fahren derzeit „auf Sicht“; es fehlt die nötige Langfrist-Perspektive. „Als wichtiges Signal für Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge muss der Bundestag endlich die 2018 auslaufende Steuerermäßigung für Biomethan und Erdgas als Kraftstoff verlängern, sonst bricht uns der Markt weg“, warnt Seide. Die Säumigkeit der Politik, die Steuerermäßigung bis 2024 zu beschließen, hat Spuren hinterlassen. So sank die Zahl der neu zugelassenen Wagen, die Biomethan oder Erdgas tanken können, 2016 gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent auf nur noch 3.240.
Den Rahmen für die Entwicklung der Erneuerbaren im Verkehrssektor setzt auch die EU. „Die Förderung nachhaltiger Mobilität in der Europäischen Union ist stark verbesserungswürdig. Sie bietet aber auch Chancen, die Deutschland zu verpassen droht“, unterstreicht Seide. Für den in Europa 2020 angestrebten Anteil von 10 Prozent Erneuerbare Energien im Verkehrssektor können die Mitgliedstaaten eine spezielle Teilquote von 0,5 Prozent für besonders fortschrittliche Biokraftstoffe einrichten. „Völlig unverständlich ist deshalb, warum das Bundesumweltministerium diese Quote auf 0,05 Prozent senken will. Wir fordern in Deutschland eine Biomethanquote von mindestens 0,15 Prozent. Das entspricht etwa dem heutigen Marktgeschehen. Denn was viele nicht wissen: Schon heute bringt es Biomethan auf einen Anteil von rd. 20 Prozent am Kraftstoffabsatz für Erdgasfahrzeuge“, erläutert Seide. Gleichzeitig ist die Umweltbilanz hervorragend. Laut einem Bericht der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) vermeidet das eingesetzte Biomethan im Vergleich zum fossilen Bezugswert 84 Prozent an Klimagasausstoß.
Der Berliner Kongress „Kraftstoffe der Zukunft“ bietet neben Einblicken zum politischen Umfeld auch Vorträge zu Entwicklungen bei Produktionsverfahren und Technologien und stellt internationale Praxisbeispiele vor. Deutlich wird: Während andere Staaten verstärkt die Chancen von Biomethan ergreifen, werden der Branche in Deutschland immer neue Steine in den Weg gelegt. Das gilt auch für die Einsatzstoffe: Eine Stärke der Biomethanbranche liegt in den Möglichkeiten zur Erschließung verschiedener Rest- und Abfallstoffe. Aus dieser Stärke hat die Politik eine Schwäche gemacht, denn sie bevorzugt Einheitlichkeit bei den Rohstoffen für die CO2-Zertifizierung. „Wir benötigen praxisnahe Vorschriften für die Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsvorschriften“, fordert Seide.
Quelle: Pressemitteilung des Fachverbands Biogas e.V. vom 23. Januar 2017