Ein qualitativ hochwertiger Brennstoff ist die Voraussetzung für einen effizienten, emissionsarmen und störungsfreien Betrieb von Hackschnitzelfeuerungen. Deren Absatz stagniert jedoch, weil mangels flächendeckend verfügbarer und dauerhaft hochwertiger Brennstoffe ein durchgängig komfortabler Betrieb mit niedrigen Staubemissionen nicht gesichert ist. Viele qualitätsorientierte Branchenunternehmen haben dieses Defizit erkannt. Zusammen mit Kesselherstellern und Einrichtungen wie dem 3N-Kompetenzzentrum sowie dem Deutschen Pelletinstitut (DEPI) soll Abhilfe geschaffen werden. Qualitätssicherung muss über die gesamte Kette erfolgen, wie bei einem von 3N am 19. April in Hannover durchgeführten Seminar deutlich wurde. Der Brennstoff steht dabei im Vordergrund, wie das vom DEPI entwickelte Zertifizierungssystem ENplus-Hackschnitzel zeigt. Dieses wurde den über 30 interessierten Teilnehmern vorgestellt.
Holzhackschnitzel zeichnen sich durch viele Vorteile gegenüber anderen Brennstoffen aus: Sie sind der preiswerteste Holzenergieträger und können sowohl aus Wald- und Landschaftspflegeholz als auch aus breit verfügbarem Sägerestholz und Gebrauchtholz hergestellt werden. Ihre in der Regel lokal-regionale Erzeugung ermöglicht zudem die Einbindung in eng verzahnte Nutzungsketten. In Niedersachsen sind mehr als 3.500 Hackschnitzelfeuerungen aller Leistungsklassen in Betrieb – von Kleinanlagen in landwirtschaftlichen Betrieben bis zu Heizwerken mit großen Wärmenetzen. Bei geeigneten Wärmeverbrauchern besteht Potenzial für weitere Anlagen, die mit dem bestehenden Brennstoffangebot versorgt werden können.
Zertifizierung ENplus für Hackschnitzel
„Nur mit einem qualitativ hochwertigen Brennstoff können Hackschnitzelfeuerungen effizient, emissionsarm und störungsfrei betrieben werden“, betont DEPI-Geschäftsführer Martin Bentele. Die international geltende Norm DIN EN ISO 17225-4 definiert einheitliche Qualitätsklassen. Darauf aufbauend und mit Erkenntnissen der langjährigen Erfahrung aus der Pelletzertifizierung hat das Deutsche Pelletinstitut (DEPI) im Jahr 2016 das Programm ENplus-Hackschnitzel entwickelt. Laut Bentele kann eine Akzeptanzsteigerung für den Betrieb von Hackschnitzelkesseln außerhalb der Landwirtschaft nur über eine kontinuierlich gesicherte Brennstoffqualität erfolgen. Zudem würden vom DEPI aktuell verschiedene Maßnahmen für Marktdokumentation und Dachmarketing entwickelt. Er sei zuversichtlich, dass sich ENplus-Hackschnitzel zeitnah zum Zeichen für den qualitätsorientierten Teil der Branche entwickle.
Emissionsminderung für Umweltministerium zentral
Sabrina Rippl vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) erklärte die gesetzlichen Grundlagen der Holzenergienutzung, vor allem durch die Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1. BImSchV) und die mit der Umsetzung verbundenen Stufen und Fristen für Holzfeuerungen. Sie betonte, wie wichtig ein der Feuerung angepasster Brennstoff sei, möglichst emissionsarmen Betrieb von Festbrennstofffeuerungen zu unterstützen. Dies sei für die gesellschaftspolitische Akzeptanz der Holzenergie unerlässlich.
Hochwertiger Brennstoff für reibungslosen Anlagenbetrieb
In dem von 3N durchgeführten Seminar wurden alle Bausteine einer erfolgreichen Wärmeversorgung mit Holzhackschnitzeln beleuchtet. Die Brennstoffqualität leistet einen wichtigen Beitrag zum zuverlässigen Betrieb, bei wechselnden Ausgangsstoffen kann durch mehrere Aufbereitungsschritte ein hochwertiger Energieträger erzeugt werden. Dr. Volker Zelinski von der Hochschule HAWK in Göttingen und der Brennstofflieferant Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand wiesen darauf hin, dass es keine guten oder schlechten Brennstoffe gibt, sondern nur solche, die für die jeweiligen Kessel geeignet oder ungeeignet sind. Mit ihnen könnten bei kleineren Anlagen auch die seit 2015 geltenden Emissionsschutzanforderungen der 1. BImSchV erfüllt werden, während bei höheren Leistungen zusätzliche Filter notwendig wären. Volker Striemer vom Holzkesselhersteller HDG Bavaria erläuterte die Anstrengungen heimischer Kesselhersteller, durch primärtechnische Verbesserungen die Emissionen der Anlagen zu senken. Dennoch führe aus seiner Sicht auch bei Hackschnitzeln kein Weg an hochwertigem Brennstoff vorbei. Dies sollte für den Dauerbetrieb gelten und nicht nur für den Termin, an dem der Schornsteinfeger die Staubmessung durchführe! Die zahlreich anwesenden Brennstoffanbieter bestätigten die technischen Möglichkeiten, mit geeigneten Aufbereitungsschritten Hackschnitzel herzustellen, die eine zuverlässige Versorgung ebenso ermöglichen wie einen konkurrenzfähigen Anlagenbetrieb. Dies ist angesichts der aktuell niedrigen Erdgas- und Heizölpreise eine dauerhafte Herausforderung.
Wärmenetz mit Hackschnitzelfeuerung
Das gut besuchte Seminar wurde passend abgerundet mit der Besichtigung einer Kesselanlage in Hannover-Bothfeld, die mit einer Leistung von 360 kW seit 2006 über ein eigenes Wärmenetz 174 Wohneinheiten klimafreundlich versorgt. Sie wird von der hanova SERVICES GmbH betrieben, einer Tochtergesellschaft der größten hannoverschen Wohnungsbaugesellschaft hanova. Der Leiter der Contracting-Sparte von hanova SERVICES, Dierk Schneider, berichtete offen von den Erfahrungen, die in den zwölf Betriebsjahren gemacht wurden. In den ersten Jahren sei es aufgrund mangelnder Brennstoffqualität häufiger zu Problemen gekommen. Seitdem hanova SERVICES aber auf qualitativ hochwertige Hackschnitzel setzt und klare Vorgaben zu den Brennstoffeigenschaften definiert, sei die Wärmeversorgung mit Hackschnitzeln dauerhaft sichergestellt.
Weitere Informationen zum Seminar finden Sie in unserer Rubrik Veranstaltungsrückblick.