Inzwischen ist es fast selbstverständlich: Adensen bekommt eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung. Eine Genossenschaft ist gegründet, die Planung hat begonnen und der erste Förderbescheid ist eingetroffen.

Trassierung des Wärmenetzes für die Ortsteile Adensen und Hallerburg
Trassierung des Wärmenetzes für die Ortsteile Adensen und Hallerburg© SEC Consulting

Das Dorf im Landkreis Hildesheim hat mit zwei Biogasanlagen eine gute Ausgangsbasis. Sie bestehen seit 2006 und hatten jeweils nur eine Wärmenutzung in ihrem direkten Umfeld. 2022 war das Interesse im Ort jedoch groß genug, um den ganz großen Wurf zu wagen. Besteht ein technisches und wirtschaftliches Potenzial für die Versorgung des ganzen Dorfs? 3N fertigte eine Basisuntersuchung an und fand mit der hohen installierten Leistung der beiden flexibilisierten Biogasanlagen eine gute Voraussetzung vor.

Das ganze Dorf zu versorgen, stellt eine große Aufgabe dar. Mehr als 11 km Wärmeleitung sind dafür erforderlich. Ein Erfolgsfaktor ist wie bei anderen Netzen auch die Wärmedichte. Im Verhältnis zur Leitungslänge sollten so viele Anschlüsse realisiert werden, dass die Übertragungsverluste den Wert von 20 % nicht wesentlich übersteigen.

Weil die Leistung der Biogas-BHKW an sehr kalten Tagen nicht ausreicht, ist ein Spitzenlastkessel erforderlich, der auch als Reserveleistung dient. Um seinen Einsatz so gering wie möglich zu halten, wird ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 1.000 m³ errichtet, um kurzfristige Lastschwankungen auszugleichen. Die Größe des Speichers ist durch verschiedene Lastgangsimulationen optimiert worden. Der Erzeugeranteil der Biogasanlagen liegt damit rechnerisch bei über 99%.

Für die Betreiber der Biogasanlagen und den Ortsrat war klar: Das Netz soll von den Wärmekunden gebaut und betrieben werden. Eine neue Gesellschaft zu formen, ist zwar eine große Aufgabe, aber es fanden sich erstaunlich viele Mitwirkende. Sie bildeten vier Arbeitsgruppen und führten ihre Ergebnisse in einer großen Runde zusammen. „Es stecken viele viele ehrenamtliche Stunden in unserem Projekt, aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht“ sagt Hauke Lange, einer der Biogasanlagenbetreiber. „Und wir haben gestaunt, wie viel know how in der Nachbarschaft vorhanden ist.“

Schnell war klar, dass eine Genossenschaft die geeignete Form für die Netzgemeinschaft darstellt. Am 9. Oktober 2023 war es soweit, die „Energiegenossenschaft Adensen-Hallerburg e.G.“ wurde gegründet. Bei der Informationsveranstaltung in der Adenser Sporthalle drei Tage darauf fand ein Drittel der Interessierten keinen Sitzplatz mehr, fast 300 Adenser waren gekommen. Sieben Monate später zieht der Vorstand Hajo Ammermann Bilanz: „Heute haben wir 235 Mitglieder und 256 Anschlussverträge, damit ist der wirtschaftliche Betrieb des Netzes möglich.“

Mittlerweile haben die Planungsarbeiten begonnen, als Inbetriebnahmezeitpunkt des Gesamtnetzes wird vorsichtig der Sommer 2026 genannt. Für die beiden Biogasanlagen kommt dies gerade noch früh genug, um eine Perspektive zum Weiterbetrieb nach Ende der bisherigen EEG-Vergütung zu haben. Das Netz braucht sie und sie brauchen das Dorf. Ein langfristiger Wärmeliefervertrag mit fairer Preisgestaltung regelt das Miteinander.

Weitere Informationen:

www.waermenetz-adensen.de

Projektdatenbank Bioenergie