Mit vier Ballen Stroh ein ganzes Jahr lang Autofahren? Was verrückt klingt, ist in Hannover Wirklichkeit. Denn an den Erdgas-Tankstellen von enercity gibt es seit Anfang des Jahres Bio-Methan aus Stroh – ohne Aufpreis. Damit sind die Erdgasfahrzeuge in Hannover die derzeit umweltschonendste Möglichkeit mit einem Auto von A nach B zu kommen.
enercity nutzt an Erdgas-Tankstellen Bio-Methan von Verbio.
500 Kilogramm Bio-Methan erzeugt Verbio (Vereinigte BioEnergie AG) aus vier Großballen Stroh. Mittelklasse-Pkw, wie der Erdgas-Passat oder der Golf Variant, kommen damit circa 11.500 Kilometer weit. Für die Fahrer von Erdgasautos ist es eine Selbstverständlichkeit, doch andere Autobesitzer wissen oft nicht: Ein Erdgasauto kann ohne Motorveränderungen oder Leistungsverluste mit Erdgas und mit Bio-Methan in jedem Mischungsverhältnis fahren. Die Problematik wie bei E10 oder Bio-Diesel gibt es bei Bio-Methan nicht. „Jedes Erdgasauto kann erneuerbare Energie tanken – sei es sogenanntes E-Gas aus Windstrom oder wie jetzt in Hannover Bio-Methan aus Stroh“, hebt Corinna Kleimann hervor. Die Mobilitäts-Expertin von enercity weiter: „Mit Bio-Methan aus Reststoffen wie Stroh bieten wir in Hannover einen Ausweg aus der aktuellen Klima- und Schadstoff-Falle.“ Denn Erdgasautos, die mit dem verbiogas genannten Kraftstoff unterwegs sind, punkten bei allen derzeit im Fokus stehenden Schadstoffen.
Mit Erdgas die Feinstaub- und NOx-Problematik in Hannover umfahren
Feinstaubprobleme gibt es bei Erdgasmotoren nicht - anders als bei modernen Benzin- und Diesel-Fahrzeugen. Ein Erdgasfahrzeug verursacht nur fünf Prozent der Feinstaub-Emissionen eines direkteinspritzenden Benziners. Während die ab Herbst 2017 geplanten Grenzwerte Benziner nur durch den Einbau eines Partikelfilters sicher unterschreiten können, liegen Erdgasfahrzeuge ohne komplizierte Technik bei einem Zwanzigstel des erlaubten Werts. Und anders als die Dieselmotoren gibt es auch keine Schwierigkeiten bei Stickoxiden – einem weiteren Schadstoff, der in Hannover derzeit zu Diskussionen über Fahrverbote führt. Auch beim Klimagift Kohlendioxid schneiden Erdgasautos gut ab. Mit Erdgas liegen sie gleichauf mit Elektroautos, die lediglich mit deutschem Durchschnittsstrom geladen werden. Und wenn sie wie in Hannover mit Bio-Methan aus Reststoffen fahren, sind sie fast CO2-frei unterwegs.
„Viele warten darauf, dass Elektro-Autos bezahlbar werden. Andere tanken einfach Erdgas und fahren damit umweltschonender als Stromer, Diesel und Benziner“, fasst Kleimann die aktuelle Situation zusammen. Unterstützung bekommt enercity auch von der Autoindustrie. So ist für den Volkswagen-Konzern das Erdgas-Auto die strategische zweite Säule auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität (dynamisch unterwegs). Auch Umweltpolitiker aus Bund und Ländern weisen darauf hin, dass die notwendige Verkehrswende ohne Erdgasfahrzeuge kaum zu schaffen ist. In Hannover setzte enercity schon 1995 auf den umweltschonenden Kraftstoff und baute das Tankstellen-Netz aus. „In der Region Hannover haben wir eine flächendeckende Infrastruktur – gerade Pendler und Vielfahrer kommen regelmäßig an den Tankstellen vorbei“, betont Kleimann.
Bio-Methan aus Stroh – ein Kraftstoff für heute und die Zukunft
Den Produzenten Verbio hat enercity 2017 als Gaslieferanten gewählt, da dessen Bio-Methan (verbiogas) besonders nachhaltig ist. Denn Stroh eröffnet ein großes Rohstoffpotenzial – ohne Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. „8 bis 13 Millionen Tonnen Stroh verbleiben jedes Jahr ungenutzt auf den deutschen Getreidefeldern. Damit können gut 5 Millionen Pkw Jahr für Jahr CO2-neutral fahren. Unsere neue Technologie macht’s möglich“, erklärt Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender beim Bio-Methan-Produzenten aus Leipzig. Eine Studie des Deutschen Biomasse Forschungs-zentrums (DBFZ) bestätigte schon 2011 das große Potenzial von Stroh als Energiequelle. Die von Verbio entwickelte Technologie setzt weltweit Standards und eröffnet neue kostengünstige Perspektiven für den Klimaschutz. Und genau dieselbe Motivation treibt enercity für die Region Hannover an.
[Quelle: Pressemitteilung der Stadtwerke Hannover AGvom 6. Januar 2017]