Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum) wird als vielversprechende Maisalternative bereits seit einigen Jahren im Versuchs- und Praxisanbau in Deutschland getestet. Dabei gewonnene Erkenntnisse in Bezug auf ihre positiven ökologischen Aspekte konnten nun in einem Forschungsprojekt bestätigt werden.
Im Detail zeigt sich, dass Silphiebestände neben positiven Effekten für Bienen und weiteren Bestäubern, wie Hummeln und Schwebfliegen, auch die Aktivitäten von Regenwürmern und anderen Bodenlebewesen begünstigen. Um das ökologische Potenzial der Pflanze weitgehend auszuschöpfen, reicht der alleinige punktuelle Anbau jedoch nicht aus. Empfohlen werden großräumigere Landnutzungskonzepte, die eine Kombination verschiedener Biogaskulturen, z. B. mit Wildpflanzenmischungen, beinhalten. Allerdings werten bereits Streifen und kleine Parzellen mit Silphie maisdominierten Landschaften auf und tragen zu einem zusätzlichen Nahrungsangebot für Insekten bei. Silphiebestände sind zudem weniger erosionsgefährdet und befördern eine nachhaltige Verbesserung der Bodenfunktionen. Hierbei spielt der geringe Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz natürlich auch eine Rolle.
Resümierend fasst Projektkoordinator Dr. Jens Dauber vom Thünen-Institut zusammen:
„Eine derart umfassende agrarökologische Betrachtung zur Durchwachsenen Silphie, wie sie in diesem Projekt realisiert wurde, ist bisher einmalig in Deutschland. Die Ergebnisse werden zur agrarökologischen Optimierung des Anbausystems der Durchwachsenen Silphie als alternative Energiepflanze beitragen. Als Ergebnis möchte ich festhalten, dass der Silphie-Anbau das Potenzial hat, die Biodiversität in der deutschen Agrarlandschaft positiv zu beeinflussen.“
Bisherige Annahmen, dass die Silphie Trockenstress besser kompensieren kann als andere Pflanzen, wurden hingegen nicht bestätigt. Trockenstress führt bei der Silphie zu Masse- und Methanertragseinbußen, die höher ausfallen als z. B. bei Mais oder Luzernegras. Die Wassernutzungseffizienz ist geringer als die von Mais. Auch das in den „Blattbechern“ aufgefangene Wasser stellt für die Ertragsbildung keine relevante Größe dar. Daher kann die Silphie nur unter optimalen Standortbedingungen mit Mais konkurrieren.
Obwohl die Rahmenbedingungen für den Anbau von Durchwachsener Silphie und anderen mehrjährige Blühpflanzen derzeit nicht unbedingt förderlich sind, stellen die Braunschweiger Wissenschaftler ein großes Interesse aus der Praxis an der Silphie und ihren Untersuchungen fest. Möglicherweise eröffnen weiterentwickelte Greening-Vorgaben im Rahmen der europäischen Agrarpolitik auch ökologisch vorteilhaften Kulturen eine Zukunft.
In diesem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) geförderten Verbundvorhaben untersuchten Wissenschaftler des Johann Heinrich von Thünen- und des Julius Kühn-Instituts von 2012 bis 2015 den Einfluss der Durchwachsenen Silphie auf die ober- und unterirdische Biodiversität in Agrarökosystemen sowie den Wasserhaushalt der Pflanze. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, erfolgten die Untersuchungen auf dem Versuchsstandort in Braunschweig und auf Praxisflächen mit unterschiedlich alten Beständen an verschiedenen weiteren Standorten, u.a. in Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen. Im Vorhaben erfolgte dafür eine enge Zusammenarbeit mit anderen Silphie-Akteuren, u. a. aus dem EVA-Verbund.
Weitere Informationen zu dem Forschungsvorhaben finden Sie in der Projektdatenbank der FNR unter den FKZ 22004411 und 22037311 und auf der Internetseite des Projektteams.
[Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 12. Mai 2016]