ngesichts anhaltend hoher Nährstoffüberschüsse in vielen Regionen Niedersachsens verstärken Landesregierung und Landwirtschaftskammer ihre Anstrengungen, das Problem der Überdüngung und Nitratbelastung von Böden und Grundwasser zu minimieren. Mit dem Projekt „Wirtschaftsdüngermanagement Niedersachsen" von Landwirtschafts- und Umweltministerium sowie Landwirtschaftskammer sollen geschlossene Nährstoffkreisläufe in der Landwirtschaft gefördert und die Abgabe von Wirtschaftsdünger aus den Überschussregionen im Westen Niedersachsens an vieharme Gebiete besser kontrolliert werden. Ziel ist es, künstlichen Mineraldünger einzusparen und die Nitratbelastung zu reduzieren. Das Land fördert das dreijährige Projekt mit rund 900.000 Euro.
Zum Projekt gehört auch der Aufbau eines Zertifizierungssystems für die gesamte Logistikschiene im Bereich Wirtschaftsdünger - also insbesondere für Gülle-Transporte und Gülle-Börsen - durch die NährstoffManagement Niedersachsen eG (NMN eG) unter Mitwirkung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV). Auf diese Weise sollen künftig zugelassene Transporteure nach einheitlichen Standards arbeiten und die Überwachung transparenter werden. Dazu beitragen soll die Dokumentation von Nährstoffgehalten, um dem ausbringenden Landwirt einen effizienten Einsatz und die Verminderung von Mineraldünger zu ermöglichen. Zum Projektstart haben sich heute (Donnerstag) Vertreter der Wasserwirtschaft, der Kommunen, der Landwirtschaft und der Logistikbranche im Kreishaus in Cloppenburg über das Projekt informiert. Überdies soll ein neu installierter Projekt-Beirat die Akteure unterstützen und beraten.
In Niedersachsen sind derzeit fast 50 Prozent der Grundwasserkörper, entsprechend 60 Prozent der Landesfläche, zu stark mit Nitrat belastet und damit im „schlechten Zustand". Sogar 80 Prozent der Oberflächengewässer befinden sich in keinem „guten Zustand", wie ihn die EG-Wasserrahmenrichtlinie fordert. Grund dafür sind überwiegend Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlichen Flächen, also durch die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern, Gärresten und Mineraldüngern. Insgesamt, so weisen es die Nährstoffberichte des Landes aus, werden in Niedersachsen rund 80.000 Tonnen Stickstoff und bis zu 40.000 Tonnen Phosphor über den Bedarf der Pflanzen hinaus gedüngt.
„Wir haben ein Mengen- und ein Verteilproblem bei Stickstoff und Phosphor. Es bedarf großer Anstrengungen, um die Nährstoffüberschüsse zu verringern", sagte Horst Schörshusen, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, bei der Vorstellung des Projektes in Cloppenburg. „Ein Umdenken ist also dringend notwendig. Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaft müssen eine bodengebundene Tierhaltung, geschlossene Nährstoffkreisläufe und eine effiziente Nutzung des Düngers sein, um Belastungen von Grundwasser, Oberflächengewässer und der Luft zu minimieren."
„Der Stickstoff-Überschuss muss reduziert werden", sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje. Er forderte eine Anpassung des Stickstoffaufwandes in der Landwirtschaft. Hier setze das Verbundprojekt, das alle Akteure der Nährstoffkreislaufwirtschaft auf regionaler Ebene zusammenführe, an. „Gemeinsam wollen wir praktikable Lösungen erarbeiten, um mineralischen Dünger in Ackerbauregionen durch organische Dünger aus Tierhaltungsregionen zu ersetzen", sagte Schwetje. Dabei sei das oberstes Ziel aller Beteiligten, eine Düngung nach den Vorgaben des neuen Düngerechts zu erzielen und gleichzeitig den Wasserschutz in aufnehmenden und abgebenden Regionen zu sichern. „Die nächsten Nährstoffberichte zeigen dann, ob unsere Arbeit Früchte trägt", so der Kammerpräsident.
Niedersachsen hat ein ganzes Bündel von Maßnahmen eingeleitet, um die Landwirte auf die neuen Anforderungen des Düngerechts und des Wasserrechts vorzubereiten. Neben dem Aufbau ordnungsrechtlicher Überwachungsmaßnahmen sowie dem organisatorischen und personellen Aufbau der Düngebehörde in der Landwirtschaftskammer gehört dazu auch das neue Verbundprojekt.
„Wirtschaftsdüngerverbringung ist sicher nicht die entscheidende Lösung für unsere Nährstoffprobleme in Niedersachsen, aber ein wichtiger Baustein. Und auch dies nur, wenn entsprechend Mineraldünger eingespart wird", so Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz. „Akzeptanz für die Verbringung erreichen wir nur, wenn für die Wirtschaftsdünger hohe Qualitätsstandards gesetzt und eingehalten werden. Neben Kenntnissen zu den Nährstoffgehalten brauchen wir insbesondere Informationen zu Rückständen von Spurenstoffen, etwa von Tierarzneimitteln. Antibiotika gehören einfach nicht ins Grundwasser. Keinesfalls wollen wir bestehende Probleme lediglich verlagern. Grundlage allen Handelns im Gewässerschutz ist und bleibt jedoch die konsequente Umsetzung einer novellierten Düngeverordnung durch alle landwirtschaftlichen Betriebe und eine an die Fläche angepasste Tierhaltung."
[Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 6. Oktober 2016]