Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) aktuell mehrere Forschungsvorhaben, die den Einsatz von Holz und natürlichen Rohstoffen in der Baubranche für Hersteller, Planer und Verarbeiter erleichtern. Ziel ist es, den Marktanteil der nachwachsenden Rohstoffe beim Bauen deutlich zu erhöhen.
Sie halten im Winter warm und mildern Hitze im Sommer; sie sind gesundheits- und umweltverträglich, weil CO2-arm produziert und wiederverwendbar – Dämmstoffe aus Seegras, Flachs, Hanf, Jute oder Schafwolle. Doch Produktnormen und baurechtliche Vorschriften aus Zeiten, in denen an den Einsatz nachwachsender Rohstoffe für die Baubranche in Größenordnungen noch gar nicht zu denken war, erweisen sich heute als Hemmschuh für das ökologische Bauen.
Hier setzt ein aus zwölf Teilvorhaben bestehendes Verbundprojekt an, das das BMEL mit Mitteln aus dem Förderprogramm nachwachsende Rohstoffe unterstützt. „Mehr als nur Dämmung – Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen“ ist das Projekt überschrieben. Dessen Partner – Universitäten, technische Hochschulen, Forschungsinstitute und Behörden wie die physikalisch-technische Bundesanstalt – arbeiten seit drei Jahren und noch bis Mitte 2020 daran, Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen mit solchen aus herkömmlichen Materialien vergleichbar und damit wettbewerbsfähiger zu machen.
Entwickelt wurden zunächst Messverfahren zum Erfassen der spezifischen Eigenschaften von NawaRo-Dämmstoffen. Beschrieben werden die Eigenschaften wie bei herkömmlichen Produkten durch Materialkennwerte – sie erleichtern die Bauplanung und ersetzen aufwändige Bauteilprüfungen beispielsweise im Schall- oder Brandschutz. Und schließlich wird die Nachhaltigkeit der Materialien – etwa Ressourcenverbrauch und Emissionen vom Anbau bis zur Entsorgung – nach ISO- bzw. EPD-Standards (Environmental Product Declaration) bewertet, was Herstellern den Eintrag und Verarbeitern das Finden der Dämmstoffe in Baustoffinformationssystemen ermöglicht.
Ein Umdenken in der Praxis setzt auch bei den Rechtsvorschriften für das Bauen mit Holz ein.
Auf Innovation und Optimierung der Vergabe- und Kooperationspraxis im modernen Holzbau mit weitgehend vorgefertigten Elementen zielte beispielsweise das Verbundvorhaben IeanWood ab. Die nicht mehr zeitgemäße Abfolge von Planung, Genehmigung, Ausschreibung, Produktion und Bau sollte, so lautet eine Empfehlung aus dem Projektergebnis, abgelöst werden durch frühzeitiges Teamwork aller beteiligten Architekten, Ingenieure und Holzplaner.
Die Holzbauweise beim großvolumigen Bauen mit vorgefertigten Modulen – etwa bei Lückenschließungen und Aufstockungen in Städten – konkurrenzfähig zu halten, ist Ziel des Förderprojektes BIMwood, das im August 2019 startete. Dabei wird die im konventionellen Hochbau bereits etablierte 3D-Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) für den Holzbau optimiert. Änderungen in der Planung stellen sich im 3D-Modell allen am Bau Beteiligten zeitgleich dar, neue Entscheidungen sind augenblicklich transparent, aufwändige Korrekturen im Nachhinein werden vermieden.
Dass die Umsetzung dieser und weiterer Forschungsergebnisse zum Holzbau in der Praxis erwartet wird, zeigte sich zum Beispiel auf einer Weiterbildungsveranstaltung des Holzbau-Netzwerks Nord im Herbst in Hamburg. Architekten, Fachplaner und Bauausführende informierten sich auf der „Holzbau summer school“ über einschlägige Forschung unter anderem zu natürlichen Dämmstoffen und Schallschutz.
Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 5. November 2019