Hohenböken – Rund 25 interessierte Bürger und Fachleute der Region informierten sich bei einem Besichtigungs- und Informationstermin am 30. August an dem Versuchspolder zur Erprobung und wissenschaftlichen Begleitung von Niedermoor-Paludikulturen in Hohenböken. Die vom 3N Kompetenzzentrum und dem NLWKN organisierte Veranstaltung lockte neben Landwirten aus der Region , Vertreter der Naturschutzverbände, des Entwässerungsverbandes Stedingen, der Gemeinde Ganderkesee und des Bürgervereins nach Hohenböken.
Dr. Colja Beyer von der niedersächsischen Kompetenzstelle Paludikultur (3N Kompetenzzentrum / NLWKN) stellte das EFRE-Vorhaben Produktketten aus Niedermoorbiomasse vor, in dessen Rahmen die „Pilot Site“ angelegt wurde, und erläuterte die Gründe über die Notwendigkeit solcher Projekte. Die niedersächsischen Moore müssten aus Gründen des Klima- und Naturschutzes und zur nachhaltigen Absicherung der dortigen landwirtschaftlichen Produktion standortgerecht weiterentwickelt werden, es fehlten aber wichtige Erkenntnisse und Daten, damit Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können, stellte Beyer fest. Wilhelm Rohlfs (NLWKN Stade) hat die gesamte Planung der Pilot Site übernommen und stellte gemeinsam mit Dr. Jens-Uwe Holthuis (3N Kompetenzzentrum) den Polder detailliert vor. Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer (3N Kompetenzzentrum) betonte anschließend, dass das EFRE-Vorhaben nicht das einzige Projekt sei und bereits mehrere Folgeprojekte geplant seien. Einer der Projektpartner in dem EFRE-Vorhaben ist die Floragard Vertriebs GmbH. Das Unternehmen entwickelt einen Torfersatzstoff aus der Niedermoor-Paludikultur Rohrkolben (Typha). Dr. Simon Grießer aus der Forschungsabteilung von Floragard stellte fest, dass den ersten Versuchen zufolge dieser Rohstoff grundsätzlich für die Herstellung von Substrat-Mischungen für den Gartenbau und den Hobbyanbau sehr gut geeignet sei.
Das Thünen Institut für Agrarklimaschutz, ein weiterer Partner im EFRE-Vorhaben, ermittelt Treibhausgasbilanzen und die Einflussfaktoren hierzu. Philipp-Fernando Köwitsch vom Thünen Institut erläuterte das komplexe Mess- und Berechnungsverfahren des Gasaustausches von Kohlendioxid, Lachgas und Methan. Die Messungen finden auf acht verschiedenen Paludikultur-Varianten statt. Außerdem wird der Gasaustausch auf der Verwallung und an einem benachbarten Referenzstandort ermittelt (extensives Dauergrünland). Die Ergebnisse werden im nächsten Jahr veröffentlicht und sind von sehr hoher Bedeutung, um den Klimaeffekt von Paludikulturen besser einschätzen zu können.
Im Anschluss an die Exkursion kehrte die Gruppe am Dorfplatz Hohenböken ein, um gemeinsam über die Zukunft der niedersächsischen Moore und deren nasse Bewirtschaftung zu diskutieren. An dieser Stelle ein großer Dank an den Bürgerverein Hohenböken, der seinen Pavillon und Getränke für die Veranstaltung bereitstellte.
Neben dem NLWKN, dem 3N Kompetenzzentrum, der Firma Floragard GmbH und dem Thünen Institut sind die Jade Hochschule Oldenburg, die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, die Universität Trier, die Leibniz Universität Hannover und das Julius Kühn-Institut in die dreijährigen Versuche eingebunden. Gefördert wird das Vorhaben mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Programmgebiet Stärker entwickelte Region (SER) und des Landes Niedersachsen.
Weitere Informationen zu dem Vorhaben und zu Paludikulturen allgemein finden Sie unter www.paludikultur-niedersachsen.de.