Nachwachsende Rohstoffe auf nassen und wiedervernässten Moorböden anbauen und verwerten – innovative, praxisnahe FuE-Projekte gesucht

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat einen neuen Förderaufruf veröffentlicht. Ziel ist es, Bewirtschaftungsmöglichkeiten mit nachwachsenden Rohstoffen für Moorböden zu entwickeln, die aus Gründen des Klimaschutzes nass bleiben oder wiedervernässt werden sollen. Der Aufruf ist bis zum 5. April 2021 befristet, Projektskizzen nimmt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) als Projektträger des BMEL entgegen. Der vollständige Aufruf steht auf www.fnr.de zur Verfügung.

Neue Verwendung eines alten Baustoffs – die Fassade dieses 2009 in Ahrenshoop (Fischland-Darss-Zingst) errichteten Einfamilienhauses besteht zu 100 Prozent aus Schilf
Neue Verwendung eines alten Baustoffs – die Fassade dieses 2009 in Ahrenshoop (Fischland-Darss-Zingst) errichteten Einfamilienhauses besteht zu 100 Prozent aus Schilf© FNR/Görnhardt

Moorböden stellen Deutschlands größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher dar. Bis ins 20. Jahrhundert hat man 95 Prozent dieser Moore größtenteils für die Land- und Forstwirtschaft und in kleinerem Umfang für den Torfabbau trockengelegt. Dabei wurde und wird jedoch der Kohlenstoff aus dem Torf in Form des Treibhausgases CO2 allmählich freigesetzt. Das Wirtschaften auf gut einer Million Hektar kohlenstoffreicher, entwässerter Moorböden ist so für rund ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft verantwortlich. Nur eine teilweise oder vollständige Wiedervernässung dieser Flächen kann den Prozess der Torfzersetzung und die damit verbundenen Emissionen verlangsamen oder stoppen. Allerdings wird die Wiedervernässung bei den bewirtschaftenden Landwirten kaum auf Akzeptanz stoßen, wenn sie gleichbedeutend mit einem vollständigen Nutzungsverzicht ist. Eine mögliche Lösung stellt die Paludikultur dar, also die Kultivierung und Verwertung von Pflanzen, die an hohe Wasserstände angepasst sind. Auf Hochmoorböden kommen Torfmoose als Torfersatzstoff oder Sonnentau und Fieberklee für die Phytomedizin in Frage, auf Niedermoorböden Schilf, Rohrkolben und Rohrglanzgras für Dämm- und Baustoffe oder die Energiegewinnung. Aber auch die Nutzung weiterer Pflanzen und die Herstellung innovativer Produkte ist denkbar. Ideen dafür wirbt das BMEL nun mit dem aktuellen Förderaufruf „Moorbodenschutz über die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen aus der Paludikultur“ ein.

Förderfähig sind zum einen die pflanzliche Seite betreffende Projekte, etwa züchterische Aktivitäten zur Ertragssteigerung oder die Entwicklung von Anbauverfahren. Zum anderen können Arbeiten zur stofflichen oder energetischen Verwertung der Rohstoffe unterstützt werden. Dabei sind auch ganz neue Wertschöpfungsketten im Bereich der Bioökonomie möglich.

Jedes Projekt muss eine ökonomische und ökologische Bewertung des jeweiligen Ansatzes umfassen. Diese soll die Auswirkungen auf Treibhausgasemissionen, Hydrologie und Biodiversität analysieren und das Marktpotenzial abschätzen.

Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 5. Januar 2021