Umweltministerium erarbeitet Potenzialstudie / Treibhausgasemissionen aus Moorböden sollen reduziert werden

Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz sowie das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verfolgen ein gemeinsames, für den Klimaschutz sehr wichtiges Ziel: die in den entwässerten Moorböden und weiteren kohlenstoffreichen Böden aktuell entstehenden Treibhausgasemissionen wesentlich zu vermindern. Vor diesem Hintergrund hat das Umweltministerium eine Potenzialstudie „Moore in Niedersachsen“ in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse haben Umweltminister Christian Meyer und Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte bei der Auftaktveranstaltung zum Dialog „Niedersächsische Moorlandschaften“ vorgestellt. Zusammen mit einem breiten Kreis aus Vertreterinnen und Vertretern der Verbände aus Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Kommunen sowie aus der Politik, aus Forschungseinrichtungen und Behörden haben der Minister und die Ministerin auch die weiteren Perspektiven für den Moorbodenschutz bzw. Klimaschutz in Mooren aufgezeigt und diskutiert.

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Umweltminister Christian Meyer: „Niedersachsen hat als führendes Moorland eine besondere Verantwortung für den Klima-, Natur- und Artenschutz. Moore sind als unsere natürlichen Klimahelden ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und insgesamt bedeutend für den Naturhaushalt. Darum haben wir im Niedersächsischen Klimagesetz ganz bewusst das Ziel aufgenommen, Treibhausgasemissionen aus Moorböden zu reduzieren. Demnach sollen die jährlichen Emissionen aus kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen bis 2030 um 1,65 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gegenüber 2020 gemindert werden. Das Land Niedersachsen als Moorland Nr.1 wird auf seinen landeseigenen Flächen mit gutem Beispiel vorangehen. Dass der Bund in diesen Tagen eine Milliarde Euro für Moorschutzprojekte zum natürlichen Klimaschutz bereitstellt, ist ein gutes Zeichen für die Wertschätzung von Mooren – und damit den Klimaschutz und Wasserhaushalt. Der Entwurf der Potenzialstudie zeigt nun auf wissenschaftlicher Basis auf, wo mit freiwilligen Maßnahmen und geringen Fördermitteln die höchsten Einsparungen in den Regionen zugunsten des Klimaschutzes zu erzielen sind “

Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „Gleichzeitig erkennen wir an, welche Leistungen die Menschen in den Moorregionen bei der Kultivierung der Moore erbracht haben. Moorkultivierung ist ein wesentlicher Bestandteil der Kulturgeschichte in Nordwestdeutschland. Wir wünschen uns nun einen ähnlichen Pioniergeist für die vor uns liegende Transformation in den Moorregionen – schließlich geht es darum, Verantwortung für künftige Generationen zu übernehmen und mehr für den Klimaschutz zu tun. Wichtig ist uns mit Blick auf die genutzten Flächen eine flächenmäßig stärkere Umsetzung klimaschonender Bewirtschaftungsverfahren, sei es auf Grünland oder durch alternative Nutzungsformen. Eine Anpassung bzw. Umstellung der Bewirtschaftung muss sich für die Flächenbewirtschafter gleichzeitig lohnen, nur dann findet sie auch die notwendige Akzeptanz. Wir wollen die Wertschöpfung in den Regionen halten und auch die Siedlungsräume müssen beachtet werden. In diesem Sinne wollen wir den Transformationsprozess gemeinsam mit den Menschen in den Regionen gehen und gestalten.“

Die Ergebnisse der Potenzialstudie „Moore in Niedersachsen“ werden durch das Umweltministerium demnächst in fünf Regionalgesprächen den Akteuren in den Regionen vorgestellt und dient als wichtige Grundlage für die weitere Arbeit. Sie enthält Aussagen zu den bestehenden Potenzialen zur Minderung von Treibhausgasemissionen sowohl auf Landesebene als auch für ausgewählte Moorgebiete in Niedersachsen. Die Studie zeigt unter anderem auf, dass die landwirtschaftlich genutzten Moorböden im Vergleich mit ebenfalls betrachteten ungenutzten Flächen – den (wiedervernässten) Torfabbauflächen und dem Wald – das höchste Minderungspotenzial von Treibhausgasen aufweisen.

Hierzu wurden 275 Moorgebiete, die mindestens 150 Hektar und mehr umfassen, abgegrenzt. Als Fachkonzept des Landes soll die Studie genutzt werden, um in den Regionen und einzelnen Moorgebieten Initiativen, Kooperationen und Projekte anzuschieben oder voranzubringen. Die Studie zu Klimapotenzialen von Mooren gibt Suchräume vor und bildet die Basis für den weiteren Dialog und gebietsbezogene Betrachtungen. Für die Umsetzung konkreter Maßnahmen müssen noch weitere Grundlagen (z.B. agrarstrukturelle und hydrogeologische Untersuchungen) erarbeitet werden, auch für die Planungs- und Genehmigungsverfahren in den jeweiligen Moorgebieten unter Einbindung der Akteure vor Ort.

Geplant ist außerdem:

  • wie von der Landesregierung vergangenen Monat beschlossen eine „Steuerungseinheit Moorschutz“ beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLKWN) zur Vernässung von landeseigenen Flächen und ein „Koordinierungszentrum Moorbodenschutz“ beim Amt für regionale Landesentwicklung (Weser-Ems) einzurichten;
  • die Umsetzung einer klimaschonenden Bewirtschaftung auf landwirtschaftlich genutzten Moorböden in Richtung nassere Bewirtschaftung zu fördern;
  • die naturnahe Entwicklung oder moorschonende Bewirtschaftung in Wald-Mooren durch Förderung zu verwirklichen;
  • Projekte zur Vernässung und Entwicklung von naturnahen, bisher entwässerten Mooren unter Nutzung vor allem der dafür vom Bund bereitgestellten Fördermittel umzusetzen;
  • einen Dialog für Moore auf Landesebene mit den wichtigsten Akteuren einzurichten;
  • Kooperationen in den Regionen mit den Akteuren und vor allem auch Flächeneigentümern und -bewirtschaftern vor Ort zu intensivieren;
  • eine Landesstrategie Moorbodenschutz als Aktualisierung und Weiterentwicklung des Programms „Niedersächsische Moorlandschaften“ von 2016 zu erarbeiten.

Hintergrund:

Intakte Moore erfüllen wichtige Funktionen für das Klima, die biologische Vielfalt und einen ausgeglichenen Wasserhaushalt. In Umsetzung der Bund-Länder-Zielvereinbarung von 2021, mit der eine Minderung der jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden um fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in Deutschland bis 2030 vereinbart wurde, soll Niedersachsen bis 2030 jährlich 1,65 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (gegenüber 2020) durch emissionsmindernde Maßnahmen auf Moorböden einsparen. Laut Berechnungen des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) entstanden im Jahr 2020 aus Moorböden und weiteren kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen jährliche Treibhausgasemissionen im Umfang von 15,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das entspricht rund 18 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Niedersachsen; zusammen mit Emissionen aus der Torfproduktion ergeben sich rund 17,6 Millionen Tonnen.

Den Entwurf der Potenzialstudie „Moore in Niedersachsen“ und weitere Unterlagen – wie Kartenmaterial – finden Sie unter www.umwelt.niedersachsen.de.

Quelle: Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz vom  5. Juni 2024