Die wichtigste Form der erneuerbaren Energien zur Wärmeerzeugung, die Holzenergie, wird auch im zukünftigen Energiesystem eine bedeutende Rolle spielen. Die Entwicklungsrichtungen liegen der Erschließung weiterer Potenziale wie dem Landschaftspflegeholz und der möglichst effizienten Nutzung in modernen Anlagen – sowohl zur lokalen Wärmeversorgung als auch in Kraft-Wärme-Kopplung. Dies wurde bei einem vom 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. am 27. Mai auf der LIGNA in Hannover durchgeführten Seminar deutlich.
Wenn die Bioenergie das Multitalent der erneuerbaren Energien ist (sie kann Strom, Wärme und Treibstoffe liefern), ist Holz so etwas wie der stille Riese im Hintergrund. Immerhin werden 58 % der grünen Wärme in Niedersachsen daraus produziert. Und es gibt noch Spielraum für mehr, z.B. durch die Nutzung von Landschaftspflegeholz. Auch Fördermittel stehen verlässlich zur Verfügung. Die bewährten Programme der KfW sind seit kurzem ergänzt um die Prozesswärmeerzeugung aus Holz – hier sind Zuschüsse von 55 % der Investition möglich.
Dass sich eine vollständig regenerative Versorgung nicht nur in Modellrechnungen erreichen lässt, zeigte Ulrich Weidner von der Naturstrom AG. Der Ökostromversorger ist auch in der Objektversorgung tätig und kombiniert die klassische Wärmeerzeugung aus Holz mit anderen erneuerbaren Energieträgern. Dies ist bspw. in Hallerndorf der Fall, wo ein Hackschnitzelheizwerk um eine 1.300 m² große Solarthermieanlage ergänzt wurde. Holzenergie ergänzt dort die volatile erneuerbare Erzeugung. Dies zeigt die Herangehensweise der Naturstrom AG: Möglichst viel Energie aus Sonne, Wind und Wasser, der Rest aus Bioenergie. Dies schont die begrenzten Potenziale uns setzt sie gezielt dort ein, wo Holz seine Vorteile ausspielen kann.
Angesichts des hohen heutigen Anteils der energetischen Nutzung von Holz ist die möglichst effiziente Verwendung von besonderer Bedeutung. Hier stehen Pellet- und Hackschnitzelanlagen ganz vorne und weisen deutliche Vorteile gegenüber den klassischen Kaminöfen auf. Aber es können auch weitere Holzpotenziale erschlossen werden, z.B. in der Landschaftspflege und an Straßen und Schienenwegen.
Den größten Umbruch erwartet die Stromerzeugung aus Holz. Sie ist heute durch die Altholzkraftwerke dominiert, die im EEG 2000 in Betrieb gingen. Wenn sie in einigen Jahren ohne die gesicherte Vergütung auskommen müssen, sehen sich insbesondere Kraftwerke ohne Wärmenutzung in einer schwierigen Situation. Die Wechselwirkungen auf den Altholzmarkt sind noch nicht abzuschätzen. Anders sieht es für kleiner dimensionierte Heizkraftwerke aus, die Wärmenetze oder Industriebetriebe versorgen. Hier kann ein hoher Anteil direkt genutzten Stroms eine gute Voraussetzung für wirtschaftlichen Betrieb leisten.
Der Weiterbetrieb der Holzheizkraftwerke wird ebenso wie die Vergütung von Strom aus neuen Anlagen nach dem EEG 2017 geregelt. Das Volumen der ersten beiden Ausschreibungsrunden wurde jedoch nicht ausgeschöpft, da die Regelungen keinen ausreichenden Anreiz bieten.
Emissionsrechtliche Veränderungen hat die Branche gut bewältigt. Die stark verringerten Grenzwerte für Staub und Kohlenmonoxid, die seit Inkrafttreten der 2. Stufe der 1. BImSchV 2015 gelten, werden von den Kesselanbietern sicher eingehalten. Voraussetzung dafür ist allerdings der Einsatz von geeigneten Holzqualitäten. Die Emissionen von Anlagen oberhalb von 1 MW Feuerungsleistung werden zukünftig in der 44. BImSchV geregelt.
Wenn die Energieversorgung langfristig ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen erfolgen soll, bekommt die Holzenergie eine besondere Rolle bei der Prozesswärmeerzeugung. Weil sie die Bereitstellung von Temperaturen oberhalb des Niveaus von Solarkollektoren und Wärmepumpen ermöglicht, ist dies ein neues Alleinstellungsmerkmal der ältesten Energieform der Welt. Die Ausnutzung in mehreren aufeinanderfolgenden Stufen (Nutzungskaskaden) wird dabei eine noch höhere Bedeutung bekommen als heute.