Am 22. Mai 2023 verursachte ein Starkregenereignis mit mindestens 50 mm Niederschlag im Bad Pyrmonter Ortsteil Thal schwere Schäden: Ein bei zu 1 m hohe "Schlammlawine" flutete acht Gebäude. Wo kam die schlammige Brühe her? Das konnte man eine Woche später auf der Fahrt von Bad Pyrmont auf der L 429 nach Thal noch deutlich erkennen:
Auf über 1 km Länge wird die Straße auf beiden Seiten von Maisfeldern gesäumt, die deutliche Spuren von Wassererosion aufwiesen. Die Maispflänzchen waren stehen geblieben, aber zwischen ihnen war wertvoller Oberboden abgetragen worden. Die Straße war überspült worden und hatte die schlammige Brühe teilweise auch selbst mit in den Ort hineingeleitet. Dabei hatten teilweise schon weniger als 100 m Hanglänge gereicht, um den Boden massiv abzuschwemmen. (Inzwischen war der Graben oberhalb der Straße schon wieder ausgebaggert und der Radweg instand gesetzt worden! Blickrichtung oben: Südwesten)
Unterhalb von Thal sah man auch noch, wie der Lehm vom Maisfeld auf den Radweg (und die Straße) gespült worden war, und wenige Meter weiter ...
. .. hatte Grünland mit einem Gehölzstreifen darauf jegliche Erosion verhindert!
Hier zeigte sich, wie der Verlust an wertvollem Oberboden und die schweren Sachschäden an und in den acht Häusern hätte verhindert, bzw. minimiert werden können: Das Problem war der praktisch nackte Lehmboden, der weder durch eine Pflanzendecke (wie z.B. ein dichtes Wintergetreidefeld südlich von Thal) noch durch eine Mulchauflage vor dem aufprallenden Regen geschützt war und der auch nicht durch Humusgehalt und Regenwurmgänge so strukturiert war, dass das Wasser schnell genug versickern konnte. In Bayern wird gerade in hängigem Gelände schon seit rund 40 Jahren Mulchsaat betrieben, um Erosion zu verhindern: " Bei den derzeitigen hohen Pachtpreisen sind Investitionen in die Bodenfruchtbarkeit und damit in die Ertragsfähigkeit der bereits vorhandenen Flächen rentabel." schrieb der bayerische Experte Max Stadler schon 2014 in seinem Fachartikel zu diesem Thema! Zusätzlich zu den rein ackerbaulichen Maßnahmen wie Zwischenfrucht- und Mischanbau, sowie Mulch- und Direktsaat, können hängige Lagen auch noch zusätzlich durch höhenlineparallele Gehölzstreifen ("Keyline Design") gegen Erosion geischert werden, wie sie jüngst auf dem Rittergut Lucklum angelegt wurden (siehe unten). Diese Maßnahmen sollen auch die Versickerung des Wassers auf dem Acker erhöhen um Dürreperioden besser überstehen zu können.
Extreme Niederschlagsereignisse wie in Thal können im Zuge des Klimawandels immer häufiger und überall vorkommen. Daher sollten Landwirte und Kommunen prüfen, wo "unangepasster" Ackerbau besonders schlimme Folgen haben kann! Geht man von 50.000 € Schaden je betroffenem Haus aus (hinzu kamen noch die Kosten für den Feuerwehreinsatz und den Bodenverlust!), so ergibt sich ein Verlust von mehr als 400.000 €. Mit wesentlich weniger Geld hätte man die Ackerflächen so gestalten können, dass es nicht zu einer Schlammlawine gekommen wäre! Das Projekt KlimaFarming dient der vor allem der Verbreitung von Informationen zur bodenpfleglichen Landbewirtschaftung in Niedersachsen und kann hier Unterstützung leisten.