Am 4.7.23 startete das Grünlandzentrum Niedersachsen eine Webinarreihe im Rahmen des neuen EU-Projektes „ClimateFarmDemo“, bei dem es - ähnlich wie im Projekt KlimaFarming - darum geht, Optionen für klimaintelligente Landwirtschaft aufzuzeigen. In dem ersten Webinar zum Thema „Agroforst für Acker und Grünland“ gab ich eine theoretische Einführung in das Thema, die dann (ab Minute 19:30) von Felix Riecken um wertvolle Erkenntnisse aus seiner Praxis als Milchviehhalter hervorragend ergänzt wurde.
Die gute Nachricht zuerst: Felix Riecken wies darauf hin, dass ein hohes Interesse der Gesellschaft an mehr Bäumen in der Landschaft besteht und es ihm deshalb gelungen sei innerhalb von 12 Arbeitsstunden die Kosten seines Ackeragroforstsystemes (71.500 €) finanziert zu bekommen. Bestimmte Geldquellen (z.B. ELER) könnten jedoch nicht für investive Maßnahmen auf dem Feld, sondern nur z.B. für Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Aktuell bemüht er sich um Gelder der Regionalwert AG Hamburg.
Bei der Anlage seiner Futterlaubhecken entlang der Triftwege für seine Milchkühe (s.o.) hat er folgende Erfahrungen gemacht:
- Bäume und Sträucher müssen besonders im ersten Wuchsjahr unbedingt vor der Konkurrenz durch Begleitvegetation geschützt werden. Seine Idee, die gemulchten und ohnehin von Gras usw. freizuhaltenden Baumstreifen zum Gemüseanbau zu nutzen, hat sich sehr bewährt. Besonders Kurbisse waren sehr wirkungsvoll gegen andere Kräuter und Gräser und brachten schon im ersten Jahr einen finanziellen Ertrag aus dem Agroforstsystem. Ansonsten ist eine einreihige Gehölzpflanzung leichter zu pflegen als eine doppelreihige!
- Auch der geeignete Schutz gegen Tiere wie Wühlmäuse (durch Steinhaufen für das Wiesel und Ansitzstangen für Greifvögel), Hasen (hier durch Drahtkörbe, die allerdings nicht so praktisch sind ) sowie Rehwild und die Rinder durch Elektrozäune) ist unbedingt notwendig. Die Schutzvorrichtungen für die Einzelbäume auf der Weide mussten mehr als 2,10 m hoch sein und auch hier war die Freihaltung der Stammscheiben von Gras sehr sinnvoll. Insgesamt waren die Kosten der Schutzmaßnahmen doppelt so hoch wie die Kosten des Pflanzgutes!
- Der Einsatz eines/r FachplanerIn ist unbedingt zu empfehlen, da viele Details, wie z.B. der Verlauf von Drainagen, mit bedacht werden müssen. Oft ist es auch sinnvoll, auf einer großen Ackerfläche zunächst mit kostengünstigen und schnell wachsenden Baumarten wie Pappel eine gewisse Windruhe zu schaffen und dann später z.B. Obst- oder Nussgehölze dazwischen zu setzen.
Wer diese Aspekte noch einmal erläutert bekommen möchte schaue sich bitte den ganzen Vortrag an (ab Minute 19:30 im Video).