Hilfreich für den Aufbau eines stabilen humusreichen Bodens ist die Anlage einer Dauerkultur, bei der mechanische Eingriffe in den Boden längerfristig unterbleiben und in der auch Pflanzenschutzmittel und Düngemittel (fast) nicht mehr aufgebracht werden. Dabei entsteht eine relativ hohe Kohlenstoffspeicherung (auch durch die hohe ober- und unterirdische Biomasse), wenn Bäume in Agroforstsystemen oder in Form von Kurzumtriebsplantagen (KUP) geplanzt werden. Gehölzstrukturen tragen auch besonders zur Entwicklung einer höheren Biodiversität bei, von der auch die benachbarten Ackerflächen profitieren können.
Bild 1: Die geplante KUP-Fläche Im Oktober 2022 nach der Maisernte
Aufgrund eines politischen Beschlusses der Stadt Nordhorn sollte eine landwirtschaftlich genutzte Fläche ökologisch aufgewertet werden. In den Beratungen verständigte man sich darauf, eine 0,7 ha große Fläche südlich der Stadt anzukaufen und als KUP anzulegen. Das 3N Kompetenzzentrum begleitet das Vorhaben fachlich im Rahmen des Projektes KlimaFarming als Studien- und Anschauungsobjekt für die Landwirte der Region. Auch für wissenschaftliche Studien steht die Anlage zur Verfügung.
Der Auftrag zur Lieferung der Pflanzen und zur Anlage der Pflanzung ging an die Firma LIGNOVIS. Diese stellte die Pflanzmaschine zur Verfügung. Der Schlepper und zusätzliches Personal stammte vom örtlichen Forst- Lohnunternehmen H.Wienefoet, Ochtrup. Da der Sandboden (Bodenzahl 29, Ackerzahl 32) im Frühjahr 2023 sehr lange zu nass zum Befahren war, konnte die Pflanzung erst am 26. Mai erfolgen. Es wurden 980 Pflanzen der seit 2023 verfügbaren besonders ertragsstarken Sorten Marke, Bakan, Vesten und Skado gesetzt. In der Reihe beträgt der Abstand ca. 1,6 m, der Reihenabstand ca. 2,4 m. Wegen einer geplanten Stromkabeltrasse musste in den sieben Reihen eine Lücke von 35 m Breite frei gelassen werden. Die künftige temporäre Baubedarfsfläche wird 70 m breit sein, d.h. es kann beim Bau 2025 erforderlich werden, einen Teil der gesetzten Pflanzen temporär zu entnehmen bzw. anschließend neu zu pflanzen. (Für Interessierte könnte dann eine Entnahme der Pflanzen durchgeführt werden um die Bewurzelung, etc. zu untersuchen.)
Die gepflanzten Sorten stammen vom Belgischen Institut für Naturschutz und Forst (INBO). Besonderer Fokus von INBO bei der Züchtung liegt auf der Eignung der Pappelsorten für die Stammholzproduktion. Doch sind einige INBO Sorten auch als Kurzumtriebsplantagen den klassischen in Deutschland bekannten Sorten überlegen.
Bild 2: Am 26.5. wurden die 1,8 m langen Pappel-Pflanzruten von der Firma LIGNOVIS 60 cm tief in den aufgeschlitzten Boden gesteckt. (Foto: Stadt Nordhorn)
Bis Mitte Juni gab es dann keinerlei Niederschläge, sodass die zwischen der Baumreihen ausgesäte Roggen überhaupt nicht auflief, stattdessen ein üppiger Hirsebestand. Um das gute Wachstum in den ersten Jahren zu sichern, wurde diese Bodenvegetation zwischenzeitlich mittels Umkehrfräse umgebrochen und anschließend erfolgte eine Einsaat von Gelbsenf zwischen den Reihen. An den Vorgewenden, seitlich und im Bereich der künftigen Stromtrasse wurde eine mehrjährige Blühmischung angesät.
Sicherlich auch Dank der teils ergiebigen Regenfälle im weiteren Verlauf des Sommers wuchsen alle Pappeln gut an. Trotz des Verzichtes auf entsprechende Schutzmaßnahmen waren Verbiss- und Fegeschäden durch Wild auch minimal, das Wachstum der Pappeln dagegen sehr beeindruckend.
Bild 3: 100% Anwuchserfolg und kräftiges Wachstum im ersten Jahr sind beeindruckend (Foto: 7.9.23)!
Die relativ weiten Pflanzabstände und die Auswahl der Pappel-Klone, die speziell auch für die Erzeugung von Stammholz in längeren Umtriebszeiten geeignet sind, eröffnen die Möglichkeit, nicht nur schon nach frühestens drei Jahren Hackschnitzel für die energetische Nutzung zu ernten, sondern ggfs. auch einzelne Reihen / Bäume länger (bis zu 20 Jahre) stehen zu lassen, um Stämme an die Holzwerkstoffindustrie oder sogar an Sägewerke liefern zu können. Dazu müssten dann aber Astungen durchgeführt und die Bestandesentwicklung sorgfältig geplant werden.
Bild 4: Experimente mit dem Stehenlassen einzelner Pappelreihen in KUP-Streifen werden seit etlichen Jahren auf den Versuchsflächen des Braunschweiger Julius Kühn-Instituts bei Wendhausen durchgeführt.
Bild 5: Auf den o.g. Versuchsflächen kann man auch beobachten, dass sich im Laufe der Jahre nach mehreren Erntezyklen auch andere Gehölze zwischen den Pappeln ansiedeln können. So erhöht sich die Biodiversität mit dem Alter der Anlage.
Die Holzproduktion in KUP´s kann als die ökologisch und ökonomisch optimierte Produktion von Bioenergie angesehen werden:
Wenn die deutsche Politik mit Hilfe der Bioenergie Klimaschutzpolitik betreiben möchte, so sollte sie sich auf solche Energielinien konzentrieren, bei denen sich Klimaschutz mit CO2 -Vermeidungskosten von unter 50 €/t CO2äq erreichen lässt. Das wäre die Biogaserzeugung auf Güllebasis, möglichst mit Kraftwärmekopplung (KWK), die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung auf Basis Hackschnitzeln (aus Waldrestholz oder Kurzumtriebsplantagen) und die Co-Verbrennung von Hackschnitzeln bzw. (in gewissem Umfang) Stroh in bestehenden Großkraftwerken.
Die Erzeugung von Biodiesel und Bioethanol in Deutschland ermöglicht nur eine sehr geringe CO2äq -Vermeidungsleistung in einer Größenordnung von weniger als 3 t CO2äq /ha, während sich mit anderen Bioenergie-Linien (z. B. Hackschnitzel-BHKW auf der Basis von Kurzumtriebsplantagen) mehr als 12 t CO2äq /ha erreichen ließen.