Überraschende Entdeckung im Urlaub: In Sichtweite unseres Quartieres befindet sich einer der wenigen deutschen Produzenten für Haselnüsse: Bayern-Haselnuss. Da musste ich heute gleich mal einen Ausflug dorthin machen!
Der Landwirt Johannes Mayer nutzte das warme und trockene Sommerwetter gerade für einen Ernteeinsatz: Auf den, vor allem während der Erntezeit, bis zu 12 mal im Jahr gemulchten Grasflächen unter den Haselnusssträuchern werden die am Boden liegenden Nüsse zunächst mit selbst gebauten, bzw. modifizierten Maschinen auf kleine Wälle zusammengeschoben, bzw. geblasen (siehe oben) und dann mit einem "Staubsauger" auf einen Anhänger befördert. Das geht nicht so gut, wenn es nass ist.
Bis die Nüsse geerntet werden können ist viel Zeit und Arbeit erforderlich: Es beginnt mit der Anzucht und Pflanzung der Sträucher: Johannes Mayer hat die Erfahrung gemacht, dass die von seiner Mutter aus Nüssen selbst gezogenen Pflanzen länger tragen als die eingekauften Hochleistungssorten. Diese produzierten zwar in den ersten Jahren (wenn sie etwa fünf Jahre alt geworden sind) zunächst sehr viel, ließen dann aber stark nach. Seine selbst gezogenen Pflanzen seien im Gegensatz zu den gekauften aber durch Sonneneinstrahlung an frostigen Frühjahrstagen gefährdet: Deshalb muss er sie jedes Jahr mit einer speziellen Mixtur weißen, damit die Stämmchen nicht aufplatzen, wenn die Sonne auf die dunklen gefrorenen Stämme trifft. Auch das Beschneiden der Wurzelschösslinge und der Krone ist eine regelmäßige Aufgabe für den Spätwinter. Mäuse müssen bekämpft werden, da sie sonst erhebliche Fraßschäden an den Wurzeln verursachen können. Zumindest die Jungpflanzen müssen in trockenen Phasen bewässert werden. Blattdüngungen und kleine Kalkgaben fördern die Vitalität der Bäumchen und die chinesische Stinkwanze muss im Zaum gehalten werden. Der Befall durch den Haselnussbohrer ist gering und scheint vor allem sortenabhängig zu sein. Dass diese durch freilaufende Hühner unter den Sträuchern reduziert werden, konnte dort nicht bestätigt werden.
Von den in den "Sonderkulturen" gesammelten Nüsse auf dem Hänger (s.o.) bis zum Verkauf im Onlineshop sind noch viele weitere Bearbeitungsschritte erforderlich: Zunächst eine mechnische Reinigung des Ernteguts, dann die Trockung mit einem starken Gebläse mit nicht mehr als 25 Grad warmer Luft und das Waschen und Aussortieren tauber Nüsse. Ein Teil der Nüsse wird in Schale verkauft und ein Teil geknackt. Bruch und kleine Nüsse kommen u.a. in die eigene Ölmühle oder werden als Tierfutter vermarktet. Die Schalen werden u.a. natürliches Mulchmaterial auf Wegen verkauft. Alle diese Arbeitsschritte erfordern spezielle Maschinen und Arbeitsgänge. Auch der Versand im Onlineshop erfordert einen beachtlichen Arbeitseinsatz. - Trotz alledem hat der Betrieb seine Abaufläche auf inzwischen über 10 ha erweitert und hofft auch weiterhin, durch die Direktvermartung an Endkunden auf dem von billigen Importen geprägten Haselnussmarkt bestehen zu können. Aus der Websites des Betriebes gibt es noch viele weitere Informationen rund um die Haselnuss. Aus ökologischer Sicht ist der Anbau von wertvollen Nahrungsmittel auf Gehölzen sehr zu begrüßen, insbesondere da sie Importe ersetzen.