Starkregen (mindestens 15 bis 25 l/m² in 1 Stunde oder 20 bis 35 l/m² in 6 Stunden) kann überall und zu jeder Zeit auftreten, besonders häufig allerdings von Mai bis August (Quelle: Deutscher Wetterdienst. RADKLIM-Bulletin Nr. 04 – 2024)
Starkregenereignisse können
zu erheblichen Sachschäden führen (Beispiel Thal; Beispiel Bad Nenndorf)
Wassererosion bewirken: Durch die Abtragung des wertvollen humosen Oberbodens wird die Produktivität der landwirtschaftlichen Nutzung reduziert.
Gewässerbiotope schädigen durch den Eintrag des Bodenmaterials, des auch mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln belastet sein kann.
zu großflächigen Überschwemmungen beitragen.
Alle diese Gründe sprechen dafür, die wassererosionsgefährdeten Hanglagen so zu bewirtschaften, dass der Wasserabfluss minimiert und die Versickerung und Speicherung des Niederschlages auf der Fläche maximiert wird. Dazu muss primär ein humus- und strukturreicher Boden aufgebaut werden. Agroforstpflanzungen mit Fanggräben im Keyline-Design können relativ schnell wirksam gegen Sturzfluten sein.
Vor diesem Hintergrund führte das 3N Kompetenzzentrum am 6.11.2024 im Rahmen des Projektes KlimaFarming in Moringen eine Tagung zum Thema "Humusaufbau und Agroforstwirtschaft zur Reduzierung von Wassererosion und Hochwasserschäden" durch (Programm mit den meisten Präsentationen).
Die knapp 30 Teilnehmenden diskutierten engagiert über die Umsetzbarkeit der ackerbaulichen Schutzmaßnahmen, die vor allem in einer möglichst durchgängigen und vielfältigen Bodenbedeckung (idealerweise mit lebenden Pflanzen) verbunden mit einer minimierten Bodenbearbeitung bestehen sollte (Details zu allen Aspekten im Beratungsleitfaden Bodenerosion und Sturzfluten). Es wurden praktische Probleme, wie die Pachtverhältnisse und die Agrarstruktur angesprochen, die optimale und flächendeckende Lösungen zum Bodenschutz oft ausbremsen. Mancherorts könnten spezielle Flubereinigungsverfahren sinnvoll sein, um Erosions- und Sturzflutschäden in den Zeiten zunehmender Starkregenfälle und wachsender Bodenversiegelung zu minimieren.
Jule Schwartz von der Stiftung Lebensraum in Rheinland-Pfalz erläuterte ihr Vorgehen bei der Entwicklung und Umsetzung von Bodenschutzmaßnahmen im Klimawandel: Als Türöffner dient das Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept Stadt Bad Kreuznach (HSVK) und die eindrucksvolle Sturzflutengefahrenkarte für Rheinland-Pfalz. Im Rahmen der aufgrund des Bundes-Klimaanpassungsgesetzes von den Kommunen zu erstellenden Klimaanpassungskonzepte, die sinnvollerweise auch landwirtschaftliche Flächen einbeziehen sollten, sind viele Gespräche zu führen mit
• Klimaschutzmanagements
• Unterer Naturschutzbehörde
• Politiker(inne)n
• Ingenieurbüros
Verbündete werden gesucht bei Landwirt(inn)en, Klimaschutzgruppen, örtlichen Verbänden (Bauern- und Winzerverband, Bioland, Demeter, Naturland, Landjugend, …) und Expert(inn)en vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum und Beratungsring Ackerbau hinzugezogen.
Zum Abschluss der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmenden auf den Ackerflächen von Bernd Bundstein ein Bild davon machen, wie positiv der mehrjährige Verzicht auf das Pflügen und der konsequente Anbau von Zwischenfrüchten sich auf das Bodenleben (und die Minmierung der Erosion) ausgewirkt hat. Nach mehreren Sturzfluten in der Gegend hatte er sich im Jahre 2006 auf konservierende Bewirtschaftung umgestellt (Berichte im Göttinger Tageblatt vom 9.3.2015 Abschied vom Pflügen: Moringer Direktsaat vermeidet Bodenverdichtung und in Land&Forst am 2.6.2023: Direktsaat - Biodiversität im Boden steigern)
Eine wesentliche Maschine dafür ist bei ihm die Claydon-Drille zum Lockern, Düngen und Drillen. Die vorderen Lockerungszinken arbeiten 15 bis 20 cm unterhalb der Gänsefußschare mit dem Saat-Y-Verteiler. Auf neun Reihen bei 3 m Arbeitsbreite wird so das Saatgut auf den gewachsenen, wasserführenden Boden abgelegt.