Ölpflanzen - energetische und stoffliche Nutzung

Raps Brassica napus L. spp. oleifera Metzg.

Familie: Brassicaceae, Cruciferae (Kreuzblütler)

Die wichtigste, leistungsfähigste und am besten an norddeutsche Anbaubedingungen angepasste Ölpflanze ist der Raps. Raps wird bereits seit dem 16. Jahrhundert als landwirtschaftliche Kulturart angebaut. Die Raps-Samen enthalten 40 - 45 % Rohfett und 20 - 25 % Rohprotein.

Bei mittleren Winterrapserträgen von 35 - 40 dt/ha werden in Niedersachsen durchschnittlich 1.400 - 1.600 l Rapsöl je Hektar gewonnen. Sommerraps liegt im Ertragsniveau bei 15 - 25 dt/ha.

Qualitätsanforderungen

Das Rapsöl wird sowohl energetisch als auch stofflich genutzt. Für die chemische Industrie ist die Ölsäure (C 18:1- Fettsäure) im Rapsöl ein wichtiger Rohstoff. Desweiteren wird die Erucasäure, deren Anteil am Gesamtfettsäuremuster in erucasäurereichen Rapssorten bis zu 50 % beträgt, von der Industrie in einer Größenordnung von ca. 22.000 - 30.000 t /Jahr nachgefragt. In den Doppelnullsorten (00-Raps) sind die unerwünschten Inhaltsstoffe Erucasäure und Glucosinolate durch züchterische Bearbeitung entfernt worden. Wegen seiner ernährungsphysiologisch günstigen Fettsäurezusammensetzung wird 00-Rapsöl auch als Speiseöl und für die Margarineproduktion verwendet.

Die speziellen Fettsäuren (Ölsäure, Erucasäure) des Rapsöls werden in der chemischen Industrie z.B. als Weichmacher, Tenside oder Schaumbremser eingesetzt. Der mengenmäßig bedeutendste Einsatzbereich des Rapsöles ist die Verwendung als Treibstoff in Form von Rapsölmethylester (RME, Biodiesel) in Dieselmotoren oder als rohes Rapsöl in Spezialmotoren (Elsbett). RME wird inzwischen überwiegend dem mineralischen Diesel zu 5 % beigemischt und kaum noch als reiner Kraftstoff eingesetzt. Weiterhin wird das biologisch abbaubare Rapsöl als Sägekettenöl, Hydrauliköl oder Schmierstoff in umweltsensiblen Bereichen genutzt.

Sonnenblume Helianthus annuus L.

Familie: Compositae, Asteraceae (Korbblütler)

Chemisch-technische Nutzung

Die überwiegenden Fettsäuren im Öl der Sonnenblumenkerne sind Ölsäure und Linolsäure. Der hohe Linolsäuregehalt macht Sonnenblumenöl ernährungsphysiologisch sehr wertvoll. Da die Sonnenblume für die Ausreife der Saat eine relativ lange Vegetationsperiode mit milden Herbsttemperaturen benötigt, hat der Anbau zur Ölgewinnung in Niedersachsen keine nennenswerte Bedeutung. In wärmeren Regionen werden für technische Zwecke auch "High-Oleic"-Sorten angebaut, deren Öl einen Ölsäuregehalt von ca. 90% aufweist. Hochölsäurereiche Pflanzenöle zeichnen sich insbesondere durch eine ausgezeichnete Oxidationsstabilität und einen niedrigen Stearinsäuregehalt aus. Die Öle eignen sich deshalb hervorragend als Brat- und Frittieröle sowie für technische Zwecke. Durch die wesentlich höhere Reinheit der Ölsäure in HO-Ölsaaten ergibt sich ein breites Anwendungsprofil in der chemisch-technischen Industrie.

Wegen des hohen Wärmebedarfes, speziell zum Zeitpunkt der Hauptvegetation und Abreife, besteht in Niedersachsen für Sonnenblumen ein hohes Anbau- bzw. Ernterisiko insbesondere in Bezug auf die Körnernutzung.

Informationen zur energetischen Nutzung von Sonnenblumen finden Sie im Bereich Energiepflanzen.

Öllein Linum usitatissimum L.

Familie: Linaceae (Leingewächse)

Bei der Mähdruschfrucht Öllein werden auf sandigen Standorten im Mittel 15 - 18 dt Leinsaat je Hektar, auf lehmigen Standorten und bei gleichmäßiger Wasserversorgung bis zu 30 dt Leinsaat pro Hektar geerntet. Ferner fallen circa 2 - 3 t faserreiches Ölleinstroh an.

Aus den reifen, getrockneten Samen wird das kalt gepresste Öl gewonnen. Der Ölgehalt der Leinsaat schwankt zwischen 30 - 48 %. Für die technische Verwendung ist neben dem Ölgehalt der hohe Anteil (70 - 80%) an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Linolen- und Linolsäure) wertbestimmend, der das Öl schnell trocken lässt. Leinöl ist daher ein hochwertiger Rohstoff z.B. für Farben, Lacke, Kitt und Linoleum.

Aufgrund seines speziellen Fettsäuremusters (nur 10 % gesättigte Fettsäuren) ist Öllein auch als Nahrungsmittel gut geeignet. In der Medizin findet er wegen seines Schleimgehalts und Quellvermögens als mildes Abführmittel Verwendung. Beim Einsatz von Leinsaat im Nahrungsbereich darf der Cd-Grenzwert von 0,3 mg/kg Saat nicht überschritten werden. Als Rückstand bei der Leinölgewinnung fällt Leinkuchen an, der als hochwertiges, proteinreiches Viehfutter genutzt wird.