DAV Kletterhalle | 3N Kompetenzzentrum

2. Preis Holzbaupreis Niedersachsen 2018

Objekt

Entwurfskonzept

Die Sportstätte wurde verkehrsgünstig im Stadtteil Hannover- Döhren, Peiner Strasse auf dem ehemaligen Grundstück der Hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra, erstellt.Bei einem Bauvolumen von 8.000 m3, mit einer Kletterfläche von 1.500 m², einer Boulderhalle, einer neuen Geschäftsstelle mit Cafe und Veranstaltungsräumen waren die zur Verfügung stehenden 1,5 Mill. Euro netto für die KG 300 + 400 eine große Herausforderung. Da der Anspruch an Architektur und Qualität Voraussetzung war, wurde den Bauherren eine kompakte Holzkonstruktion vorgestellt.

Die vom DAV gewünschten Nutzflächen wurden in einem 3-geschossigen Gebäude untergebracht. Zwei niedrige Gebäudeteile umschließen die große Kletterhalle im Norden und Osten. Ein klares, funktionales Konzept bestimmen das Raumgefüge. Im Erdgeschoss sind das Cafe, die Umkleide-Räume mit Duschen, die WC’s und ein Teil der Technik untergebracht. Das Cafe im Süden ist so positioniert, dass es einen unmittelbaren Blickkontakt in die Kletterhalle ermöglicht und über den davorliegenden Terrassenbereich auch einen Einblick auf die
Aussenkletterwand zulässt. Im 1.Obergeschoss befinden sich die Geschäftsräume, ein Schulungs- und ein Jugendraum.
Im 2.Obergeschoss sind die Boulderhalle und eine Kletter-Übungswand, ein Technikraum sowie eine größere multifunktionale Galerieebene für verschiedene Veranstaltungen untergebracht. Ein Personenaufzug verbindet die 3 Geschosse.
Die Leichtigkeit des „Kletterns“ ist auch im Baukörper wieder zu finden, diese wurde trotz der Verschattung im Inneren durch die Kletterflächen mit einer transluzenten Polycarbonatfassade und zusätzlichen Lichtbänder in Fassade und im Dach erreicht.
Eine natürliche Belüftung mit Nachtauskühlung unterstützt die installierte Lüftungsanlage. Die Helligkeit der Halle reduziert den Energiebedarf erheblich.
Das Cafe, der Schulungsraum und die Galerie sind durch großzügige Glaselemente vor Staub und Lärm durch das Klettern geschützt, ohne den unmittelbaren Kontakt zum „Klettern“ zu verlieren.

Konstruktion

Außen- und Innenwände des Baukörpers bestehen aus einer Holzrahmenkonstruktion, Mehrschichtleimbindern als Stützen sowie Haupt- und Nebenträgern für das Dachtragsystem. Großen Wert wurde auf eine einfache, im Detail aber anspruchsvolle Verbindungstechnik gelegt. Die Kletterhalle wurde mit einer 10-fach Polycarbonat- Stegplatte versehen. An der Westfassade kam eine Platte mit Sonnenschutzbeschichtung zum Einsatz. Bei den restlichen Außenwänden des Nebengebäudes kam eine Holzfaserdämmplatte mit dunklem Putz als Kontrast zur Ausführung. Energetischer Standard ist die EnEV 2014 minus 20%. In der Kletterhalle liefern Fensterbänderin Pfosten-Riegelkonstruktionen mit Wärmeschutzverglasung und Lüftungsklappendas gewünschte natürliche Tageslicht. Alle weiteren Fenster sind ebenfalls aus wärmegedämmten Alu-Profilen mit Wärmeschutzverglasung. Massivholzdecken mit einer Estrichauflageermöglichen die zum Teil großen Spannweiten, sowie eine fertige Unteransicht und einen ausreichenden Schallschutz.
Kletterhalle und Boulderhalle sind ausgestattet mit einem Spezialbodenbelag der den nötigen Fallschutz für diesen Sport bietet. Eingangsbereich, Nass- Zonen und Cafe wurden mit Werksteinplatten versehen, alle anderen Räume und Flure mit einem Linoleumbelag. Eine Gasbrennwerttherme mit Flachheizkörpern und ein Rotationswärmetauscher mit Wärmerückgewinnung für die Halle gewährleisten die nötige Wärme.

Würdigung der Jury beim Holzbaupreis Niedersachsen 2018

Die Idee, eine Kletterhalle aus dem natürlichen Material Holz herzustellen, war für die Jury nachvollziehbar und naheliegend, aber durchaus nicht selbstverständlich, wenn man sich vergleichbare Objekte anschaut. Zudem ist die Aufgabe, ein natürliches Umfeld für den Klettersport und einen schutzbietenden Raum mit einer beeindruckenden Höhe von 15 Metern zu erschaffen, nach Meinung der Jury im vorliegenden Fall einer Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins der Sektion Hannover besonders gut gelungen. Das Projekt ist ein sehr gutes Beispiel für kommunales Bauen mit großem Raumbedarf. Die Assoziation des Kletterns im natürlichen Umfeld wird durch die lichtdurchlässig gestaltete Fassade besonders im abendlichen Umfeld in der Außenansicht überzeugend repräsentiert und sorgt tagsüber für eine natürliche Belichtung des Innenraumes. Neben der Kletterhalle sind weitere Nutzungseinheiten, wie eine Boulderhalle, ein Café, eine Galerie, Verwaltungs-, Schulungs- und Umkleideräume in direkt angeschlossenen Nebengebäuden untergebracht.
Für die Konstruktion der Halle ist die, ein wenig aus der Mode gekommene, Holzskelettbauweise mit Aussteifungselementen aus gekreuzten Diagonalverbänden gewählt worden, die unauffällige und raumsparende Wandstärken ermöglicht. Im Zusammenspiel mit durchdachten Detail- und Anschlusspunkten und einer anspruchsvollen Verbindungstechnik konnte somit eine elegante und filigrane Hallenkonstruktion hergestellt werden. Unterstützt wird die Bauweise durch Holzrahmenelemente, die auch das dreigeschossige Nebengebäude prägen. Im Bereich der Geschossdecken, des Treppenhauses und des Aufzugschachtes verstärken Massivholzelemente das Gebäude.
Das kompakte und ästhetisch anmutende Gebäude überzeugte die Jury neben der eingesetzten Haus- und Belichtungstechnik durch sein imposantes Bauvolumen, in Verbindung mit einer eleganten und effizienten Bauweise aus dem natürlichen Baustoff Holz.