Objekt

Das Passivhaus steht in Europas größter innovativer Klimaschutzsiedlung, dem Baugebiet ′zero:e park am Hirtenbach′ in Hannover. Nach der Expo Siedlung auf dem Kronsberg setzt die Stadt Hannover hier erneut Maßstäbe im Klima- und Umweltschutz. Neben der Verpflichtung den Passivhausstandard umzusetzen bestehen weitere Anforderungen an den Umweltschutz wie zum Beispiel die Regenwasserversickerung oder die Begrünung von Carportdächern und -wänden.

Der Baukörper mit 2 versetzten Pultdächern gliedert sich in den höheren Nord- und niedrigeren Südteil. Die Mittelwand dient der Lastabtragung und teilt das Gebäude auch funktional in die im Süden liegenden Wohn- und Schlafräume und die im Nordteil untergebrachten Funktionsflächen wie Bad, WC, Technik- und Abstellräume sowie dem Treppenhaus. Die Gestaltung der Fassade durchbricht die Trennung insofern, als dass beide Gebäudeteile in Teilflächen mit einer Lärchenschalung verkleidet sind. Der Entwurf stammt von den Bauherren selbst und wurde von caleo – Beratende Ingenieure nur in wenigen Bereichen angepasst. Durch eine Änderung der Fenstergrößen konnten beispielsweise die solaren Wärmegewinne noch weiter optimiert werden.

Die Bauherren haben sich bewusst entschieden, die Ansprüche an Energieeffizienz und Ökologie weit über den gesetzten Standards auszuführen. So kommen mit Ausnahme der Dämmung im Außenwandgefach und unter der Bodenplatte ausschließlich ökologische Dämmstoffe, wie Holzweichfaserplatten, Cellulose oder Hanf zum Einsatz. Die Kombination aus Energieeffizienz und Ökologie wurde vor allem bei der Wahl der Fenster konsequent umgesetzt. Hier kommt eine Lärchenholzkantel zum Einsatz die in den Mittenlagen aus Dämmkork besteht, womit ein passivhaustauglicher Rahmen-U-Wert Uf = 0,86 W / (m²K) realisierbar ist. Für die Oberflächenbeschichtung kamen Naturöle zum Einsatz. Der Lieferant der Fenster unterstützt das Ölen der Fenster in einem Pilotprojekt und kontrolliert in regelmäßigen Abständen die Qualität der Oberfläche um diese ökologische Alternative auch für künftige Bauvorhaben einsetzen zu können. Die Einbaufuge der Fenster wurde konsequenterweise mit Stopfhanf gedämmt anstatt hier auf handelsübliche Bauschaum zurückzugreifen.

Um unkontrollierte Energieverluste über Undichtigkeiten in der Gebäudehülle zu reduzieren, wurde schon in der Planung Wert auf eine lückenlos luftdichte Hülle gelegt. Die Messung der Luftdichtheit (BlowerDoor) erreichte bereits bei der ersten Messung eine äußerst geringe Luftwechselrate n50 = 0,241/h. Das gute Ergebnis ist den Bauherren zu verdanken, die neben der engagierten Beteiligung im Planungsprozess auch in der Ausführung ein hohes Maß an Eigenleistung erbracht haben. Als gelernter Zimmermann und Programmierer bei cadwork hat der Bauherr Herr Kauth die Werkplanung in Eigenleistung erstellt, in Kooperation mit Firma HAUCK aus Neckarbischhofsheim die Tafelwände selbst gefertigt und den Rohbau in Eigenleistung mit Unterstützung von Fa. Römisch und Plutte aus Detmold gerichtet.

„Energiekonzept und Technik“
Der Energieverbrauch eines Gebäudes kann nur dann auch gering sein, wenn der Bedarf schon durch eine effizient gedämmte Gebäudehülle und ein hohes Maß an solaren Wärmegewinnen auf ein Minimum reduziert ist.

Diese Prämisse wurde konsequent umgesetzt. Ergänzt wird diese Konzept durch eine zentrale Zu-/Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung zur Reduzierung der Lüftungswärmeverluste. Die hier verwendete Anlage zeichnet sich durch einen besonders hohen Wärmebereitstellungsgrad von 93 % aus. Durch den Einsatz eines zusätzlichen Sole- Erdwärmetauschers wird die Effizienz noch weiter erhöht. Hierbei handelt es sich um ein um das Gebäude verlegtes PE-Rohr, welches ohne nennenswerten Mehraufwand im Rahmen der Erdarbeiten eingebaut werden kann und über einen Wärmetauscher die Zuluft zum Gebäude um einige Grad anhebt.

Den Restbedarf an Heizwärme und der notwendigen Energie zur Trinkwassererwärmung liefern eine thermische Solaranlage und ein hydraulisch eingebundener Kaminofen.

Auch hier wurde von den Bauherren wieder Wert auf ökologische Komponenten gelegt. Die Solaranlage verwendet Wasser als Wärmeträgermedium. Bei Frostgefahr werden die Kollektoren mit Wasser aus dem Pufferspeicher vorgewärmt wodurch auf umweltschädliche Frostschutzmittel vollständig verzichtet werden kann.

Der Einbau eines Kaminofens war planerisch nicht unkritisch, da die Heizleistung ein Vielfaches der Gebäudeheizlast eines Passivhauses beträgt und die Gefahr der Überhitzung bestand. Es konnte jedoch ein Hersteller gefunden werden, dessen Ofen mit einer speziellen Verkleidung die Wärmeabgabe an den Raum auf ca. 30 % reduziert. Die Wärmeabgabe erfolgt vor allem an den Pufferspeicher in den auch die Solaranlage einspeist.

An diesen Pufferspeicher ist der Heizkreis für die Lehmwandheizflächen in den Wohn- und Schlafräumen angeschlossen. Dabei handelt es sich um in Holzweichfaserplatten eingelassene Heizelemente die anschließend mit Lehm überputzt werden.

Die Warmwasserentnahme erfolgt hygienisch über eine Frischwasserstation.

Mit den Bauherren wurde ausführlich diskutiert, dass beim Einbau eines Kaminofens immer für dessen Betrieb gesorgt werden muss und u.a. im Urlaubsfall keine automatische Beheizung erfolgt. Um mindestens für die Versorgung mit Trinkwarmwasser eine Redundanz vorzuhalten, sollte der Frischwasserstation ein Durchlauferhitzer nachgeschaltet werden. Da eine direktelektrische Versorgung aber den Förderbedingungen von proKlima Hannover widerspricht, wurde hier eine Ausnahme beantragt. Begeistert von dem Technikkonzept hat proKlima beim Institut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH) eine Simulation der Anlage beauftragt, mit dem Ergebnis, dass nur ein minimaler Energieverbrauch von 67 kWh/a für den Durchlauferhitzer zu erwarten ist.

proKlima Hannover bezuschusst als Klimaschutzfond den Bau von Passivhäusern. Als Förderbedingung erfolgt eine unabhängige Qualitätssicherung durch einen Sachverständigen, die positiv abgeschlossen wurde. Um das Energiekonzept weiter zu validieren nehmen die Bauherren an der Energieverbrauchsauswertung unterstützt durch proKlima teil.

Die gemessenen Verbräuche liegen deutlich unter allen Prognosen.
Für die Zeit von Dezember 2013 bis Februar 2015 und auch im Folgejahr lag der Verbrauch an Brennholz bei 1.500 - 1.800 kWh, was weniger als 1 m³ pro Jahr für das gesamte Haus entspricht. Der Stromverbrauch für den Durchlauferhitzer lag in der ersten Heizperiode bei 36 kWh Strom und konnte im Folgejahr sogar auf "0" reduziert werden. Der Anteil der Solarwärme für Heizung und Warmwasser lag im gesamten Zeitraum bei ca. 65 %.

Objektdaten

  • Nutzungsart: Wohngebäude
  • Projektart: Neubau
  • Fläche BGF: 121 m²
  • Kubatur BRI: 1.041 m³

Bauweise

  • Wände / Hülle: Holztafelbau 240 mm Rippen
  • Decken: Massive Bodenplatte, Holzbalkendecken
  • Dach: versetzte Pultdachflächen, Cellulosedämmung

Baujahr

2015

Adresse

Traute-Martin-Weg 9
30457 Hannover-Wettbergen
Deutschland

Bauherr

Claudia Fegebank und Robert Kauth

Traute-Martin-Weg 9
30457 Hannover OT Wettbergen
Tel. (0511) 76822424
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Architektur

caleo - Beratende Ingenieure PartGmbB

Am Ratsbauhof 3 A
31134 Hildesheim
Tel. (05121) 288985-2
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Tragwerksplanung:

Prof. Dr.-Ing. M.H. Kessel

Lavesstraße 4
31137 Hildesheim
Tel. (05121) 919940
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Holzbau

Hauck Hausbau GmbH

Auwiesen 15
74924 Neckarbischofsheim
Tel. (07263) 409330
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Holzbau 2

Römisch und Plutte

Weberstraße 26
32758 Detmold
Tel. (05232) 6976701
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Fotografie

Claudia Fegebank, Robert Kauth

Traute-Martin-Weg 9
30457Hannover