Gerade kleine und mittlere Betriebe aus Gewerbe und Industrie stehen angesichts der deutschen Klimaschutzziele zunehmend unter Druck, ihre Produktion auf emissionsarme Technologien und Verfahren umzustellen. Besonders für die energieintensive Bereitstellung von Prozesswärme ist dies eine große Herausforderung. Ein neues Hintergrundpapier der AEE zeigt, wie Unternehmen ihre Prozesswärme mithilfe von Biomasse als Energieträger dekarbonisieren können. Neben Argumenten für eine Umstellung auf Biomasse stellt es Einsatzgebiete, Förderprogramme und Praxisbeispiele vor.
Die Prozesswärme, die zur Herstellung, Weiterverarbeitung oder Veredelung von Produkten genutzt wird, machte im Jahr 2020 rund zwei Drittel des Energieverbrauchs in der deutschen Industrie aus. Davon wurden wiederum 68 Prozent direkt aus fossilem Erdgas und Kohle erzeugt. „Während vor allem Großkonzerne aus Metall- und Chemieindustrie Kurs auf Wasserstoff nehmen, ist das für die meisten kleinen und mittleren Unternehmen nicht in Sicht“, stellt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE, fest. „Bei den erwarteten Wasserstoffpreisen, dem Vorrang für Großunternehmen und den langen Zeiträumen, bis Technologien, Märkte und Infrastruktur für Wasserstoff in Deutschland etabliert sind, ist es kaum vorstellbar, dass eine lokale Lackiererei oder ein regionaler Lebensmittelverarbeiter absehbar auf Wasserstoff umstellt“, so Brandt.
Der Handlungsdruck für die Unternehmen verschäft sich aber schon heute. Die CO2-Preise nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) liegen bereits heute bei 30 Euro je Tonne und steigen jährlich bis auf mindestens 55 Euro ab 2027. Zudem hatte im vergangenen Winter der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zu extremen Erdgaspreissteigerungen geführt. Auch für die nächste Heizperiode gelten Lieferengpässe und krisenbedingt hohe Gaspreise als möglich.
Mit der Bioenergie steht schon heute eine regional verfügbare und technisch ausgereifte Alternative mit gut etablierten Lieferketten zur Verfügung, die zudem nicht mit CO2-Preisen belastet wird. Biogas, Energieholz und Co. machten im Jahr 2022 84 Prozent aller Erneuerbaren Energien im Wärmesektor aus, größtenteils für die Heizungs- und Warmwasserversorgung. Dabei lassen sich mit Energieholz und Biogas in industriellen Anwendungen Prozesstemperaturen von bis zu 500 Grad Celsius erzeugen, geeignet für Dampf und Heißluft. Aufbereitetes Biomethan hat Erdgasqualität und erlaubt Temperaturen von über 1000 Grad.
Gegenüber fossilem Erdgas stoßen biogene Energieträger bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgase aus. Der Vorteil der Bioenergie besteht darin, dass bei der Verbrennung nur das in der Pflanze gespeicherte CO2 freigesetzt wird, das während des Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen wurde. Zwar wird bei der Holzverfeuerung auch längerfristig gebundener Kohlenstoff freigesetzt, jedoch herrscht in Deutschland das Prinzip der nachhaltigen Waldwirtschaft, wonach nicht mehr Holz entnommen wird, als insgesamt nachwächst. Daher schlagen sich bei der Bioenergie lediglich die Emissionen für Anbau, Ernte, Transport und Aufbereitung der Energieträger in der Bilanz nieder.
„Die Bioenergie ist übrigens überaus nachhaltig“, betont AEE-Geschäftsführer Robert Brandt. So nutzten moderne Holzfeuerungen in Deutschland größtenteils Altholz sowie andere Reststoffe und Nebenprodukte am Ende der Nutzungskaskade – zum Beispiel Waldrestholz, Sägenebenprodukte und Landschaftspflegeholz.
Das neue AEE-Hintergrundpapier „Prozesswärme aus Bioenergie – Wie kleine und mittlere Unternehmen schon heute ihre Produktion dekarbonisieren können“ aus der Reihe Renews Kompakt steht ab sofort in der AEE-Mediathek zum Download bereit.
Quelle: Pressemitteilung der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. vom 24. August 2023