Welchen Beitrag können Biogas und grüner Wasserstoff leisten, um den Straßenverkehr auf erneuerbare Energieträger umzustellen? Welche Potenziale sind vorhanden und welche Schritte sind für die weitere Umsetzung erforderlich? Mit diesen Fragen befasste sich eine online-Veranstaltung des 3N Kompetenzzentrums Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie am 30.11.2021.
Aufbereitetes Biogas ist eine Alternative zu fossilem Diesel, es steht in komprimierter Form als Bio-CNG und in verflüssigter Form als Bio-LNG zur Verfügung. Die Kraftstofferzeugung stellt für Biogasanlagen unter geeigneten Bedingungen eine lukrative Alternative zur Wärme- und Stromerzeugung dar, wie sie nach dem Ende der EEG-Vergütung durch die Teilnahme an den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur fortgesetzt werden kann. „Nach den Ermittlungen von 3N können 20 % des Kraftstoffverbrauchs im Heidekreis aus Biogas erzeugt werden“, schilderte Michael Kralemann eines der Ergebnisse. „Trotz der Erschließung neuer Potenziale – z.B. von Wirtschaftsdünger oder der in Bau befindlichen Bioabfallvergärung – wird die Stromerzeugung durch den Wechsel in die Gasaufbereitung jedoch sinken. Die natürliche Ressource ist begrenzt und wertvoll.“
Für die Biogasanlagen ist der Einstieg in die Kraftstoffproduktion oft mit einem Substratwechsel zu mehr Wirtschaftsdünger verbunden. Wie dieses gelingen kann, zeigten Praxisbetriebe im Modellprojekt „Mehreinsatz von Wirtschaftsdünger“ im Landkreis Rotenburg (W.) auf. Uwe Ringen, einer der beteiligten Landwirte, forderte dafür günstige und verlässliche Rahmenbedingungen von der Landes- und Bundesregierung.
Auch Wasserstoff kann als Speichermedium und Energieträger zu einem wichtigen Baustein der zukünftigen Energieversorgung werden. Als Ergänzung zu Wind- und Sonnenstrom kommt dabei auch Biogas als Primärenergieträger in Frage. Ein geeignetes Verfahren – die Dampfreformierung – wurde von Maximilian Schleupen von der RWTH Aachen vorgestellt. Die Wasserstoffwirtschaft befindet sich im Gegensatz zur Biogasbranche jedoch noch im Aufbau. Biogasanlagen können also neben Wärme, Strom und Kraftstoff auch Wasserstoff erzeugen.
Die Vogelparkregion könnte beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft eine Modellfunktion bekommen, schilderte Marie-Christin Mielke von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Deltaland. Die dort stark vertretene Logistikbranche hat großes Interesse an dem umweltfreundlichen Kraftstoff signalisiert. „Mindestens so wichtig wie eine regionale Produktion ist der Aufbau einer ausreichenden Infrastruktur, ohne sie werden keine neuen LKW beschafft.“
Die sehr gut besuchte online-Veranstaltung war Teil des Interreg North Sea Region-Verbundprojektes BIOCAS durchgeführt, in dem 3N und der Heidekreis deutsche Partner sind. Es wird zum Jahresende abgeschlossen und hat das Ziel, Biomasse im Sinne der Kreislaufwirtschaft ganzheitlich und regional zu verwerten. Durch die Demonstration erfolgreicher Konzepte und Verfahren soll die Einführung hochwertiger Biokaskadentechnologien und die Ansiedlung entsprechender Unternehmen in ländlichen Regionen befördert werden.