Bei der Suche nach einer neuen Heizung müssen viele Dinge beachtet werden: Welche Technologien und Brennstoffe stehen zur Verfügung? Welche Förderprogramme können genutzt werden und wie wirkt sich das auf die Investitionskosten aus? Wie entwickeln sich die Kosten der Heizung, wenn nicht nur die Anschaffungskosten betrachtet werden? „Unser Wärmekompass bietet nach seiner Aktualisierung weiterhin eine Berechnung mit einer unabhängigen Vollkostenanalyse und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen auf Basis der tatsächlichen Verbrauchsdaten“, erklärt Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), die Funktionsweise. „Er wurde nun um wichtige Stellschrauben wie beispielsweise einen CO2-Preis-Regler, die Auswahl von verschiedenen Strompreisen und die Aufnahme weiterer Wärme-Technologien ergänzt“.
Der Wärmebereich spielt eine Schlüsselrolle für den Klimaschutz und die erfolgreiche Transformation der Energieversorgung. Schon längst gibt es sehr effiziente Technologien, die nicht nur den Energieverbrauch minimieren, sondern auch die Energie klimafreundlich erzeugen können: Die Möglichkeiten reichen von der Holzpellet-Zentralheizung im Einfamilienhaus über biogasbetriebene Blockheizkraftwerke, die für Mehrfamilienhäuser Strom und Wärme bereitstellen, bis hin zu Solarthermie- und Wärmepumpenanlagen.
Bis 2050 soll der Gebäudebestand nahezu klimaneutral werden. Das geht nur, wenn bereits heute begonnen wird, die Wärmeversorgung auf Erneuerbare Energien umzustellen. Im Jahr 2018 deckten die Erneuerbaren Energien jedoch nur 14,3 Prozent (170,2 Milliarden Kilowattstunden) des gesamten deutschen Wärmebedarfs. Ein Blick auf die Heizungssysteme in deutschen Wohngebäuden bestärkt diese Schieflage: 70,3 Prozent machen Erdgas- und Ölzentralheizungen aus.
Wärmekompass bietet Einstieg in den Umstieg
Mit dem internetbasierten Berechnungsinstrument können Nutzer*innen individuelle Daten zu ihrer Wärmeversorgung eingeben und Abschätzungen zu Kosten von Heizungsanlagen bzw. Wärmeversorgungskonzepten durchführen lassen. Das Instrument soll den Entscheidungsprozess für die Umstellung der Wärmeversorgung auf moderne, erneuerbare Energieträger – im Sinne eines Kompasses – als eine erste Indikation für Optionen, Umweltwirkung und Kosten der verschiedenen Systeme unterstützen. Der Wärmekompass ermöglicht Berechnungen für Alt- und Neubauten, Ein- und Mehrfamilienhäuser, kommunale Liegenschaften sowie Gewerbeimmobilien und größere Gebäudekomplexe.
Die Ergebnisse sind lediglich als Schätzung zu verstehen, die eine Orientierung zur Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher Anlagen und Versorgungskonzepte gibt, jedoch eine individuelle Kostenkalkulation durch unabhängige Berater*innen nicht ersetzen kann.
Aktualisierungen nach der Erstveröffentlichung im April 2019
Das Tool wurde seit April 2019 kontinuierlich verbessert und mit neuen Funktionen erweitert. Die Ergebnisse werden sowohl grafisch als auch tabellarisch dargestellt, um für die Nutzer*innen einfach erfassbar und weiter verwendbar zu sein.
Der Rechner wurde unter anderem um eine CO2-Preis-Szenario-Option ergänzt. Durch das Klimapaket der Bundesregierung wurde ein erster Preiskorridor aufgemacht. Dr. Ludger Eltrop vom IER betont: „Nach vielfacher Meinung in der Literatur wird sich die Tendenz derzeitig günstiger fossiler Energieträger fortsetzen und auch mittelfristig sind kaum Preissteigerungen bei Öl und Gas zu erwarten. Es war daher eine notwendige Erweiterung des Rechners, den durch die Bundesregierung beschlossenen Einstieg in die CO2-Bepreisung zu implementieren und damit den Preis variabel und weiter ansteigend gestalten zu können“.
Darüber hinaus wurde die Leistungsbegrenzung des Rechners auf 150 Kilowatt angehoben und die acht Effizienzklassen integriert. Auch Technologien wie Kollektoren bei Erdwärmepumpe im Neubau, Wärmepumpennutzung in Kombi mit PV im Neubau, höhere Biomethananteile und Brennstoffzellen wurden in den Vergleich aufgenommen. Nutzer*innen können nun Erklärungen im Rechner finden, warum für ihre Daten nur bestimmte Energieträger angezeigt werden. Weiterhin gilt: Die Entscheidung für ein Heizungssystem sollten Hausbesitzer*innen nicht ausschließlich mit Blick auf die aktuellen fossilen Preise fällen. Die gewählte Option bindet sie schließlich über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren. Fällt die Wahl auf eine fossile Heizung, ist die Chance vertan sich von den unberechenbaren Öl- und Gaspreisen unabhängig zu machen.
Den Wärmekompass finden Sie online unter www.waermewende.de.
Quelle: Pressemitteilung der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. vom 30. September 2020