Bereits heute erzeugen EU-Bioraffinerien 4,6 Mio. t biobasierte Chemikalien und Werkstoffe. Bis 2030 könnte die Produktion um 1,1 bis 3,1 Mio. t steigen. Die im Auftrag der EU erstellte Studie "Biorefineries pathways and outlook for deployment" beschreibt Entwicklungspfade, Treiber, Hemmnisse und Voraussetzungen, um dieses Ziel zu erreichen.

Executive summery and study report
Executive summery and study report

Kürzlich wurde die Studie "Biorefineries pathways and outlook for deployment" veröffentlicht. Die im Auftrag der Europäischen Kommission und GD Forschung durchgeführte Studie hatte zum Ziel, einen Ausblick für integrierte chemisch/materialbasierte Bioraffinerien zu geben, welcher von Stakeholdern aufgegriffen werden soll, um die Zukunft einer nachhaltigen Bioökonomie zu gestalten. Das Engagement und die Einschätzungen von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft auf regionaler, nationaler und EU-Ebene waren ein wesentlicher Schwerpunkt der Studie.

Die Hauptergebnisse der Studie betreffen allgemeine Treiber, Hindernisse sowie zwei Wachstumsszenarien für den Einsatz von Bioraffinerien bis zum Jahr 2030.

Die wichtigsten allgemeinen Zugkräfte für den Einsatz von Bioraffinerien bis 2030 sind: der Green Deal der EU; die staatliche Unterstützung für die Erweiterung und den Ausbau von Bioraffinerien; die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und Produkten sowie die damit verbundenen Treibhausgasemissionen zu verringern; und die funktionalen Vorteile, die biobasierte Produkte potenziell bieten können.

Der Mangel an wirtschaftlicher Rentabilität wurde als wichtigstes nicht-technisches Hindernis für den Einsatz biobasierter Chemikalien und Materialien identifiziert, insbesondere für Bioraffinerien, die große Mengen an Zwischenprodukten erzeugen.

Für alle Bioraffinerien, die biobasierte Chemikalien und Materialien herstellen, ist die Versorgung mit zertifizierten nachhaltigen Rohstoffen eine aktuelle Herausforderung. Auch das mittel- bis langfristig nachhaltig mobilisierbare Rohstoffpotenzial in einer wettbewerbsfähigen Kreislaufwirtschaft wird hinterfragt.

Der heutige politikbasierte Market-Pull ist sehr begrenzt. Die Europäische Kommission wird eine Gesetzgebung zur Initiative für eine nachhaltige Produktpolitik vorschlagen, die die Ökodesign-Richtlinie über Energieaspekte hinaus auf eine breite Palette von Produkten ausweitet und die Verwendung der produktbezogenen Methode des Umweltfußabdruckes vorsieht. Es wird jedoch erwartet, dass zusätzlicher politischer Market-Pull erforderlich sein wird, um weitere Barrieren für biobasierte Chemikalien und Materialien zu überwinden.

Das derzeitige Angebot an biobasierten Chemikalien und Materialien aus EU-Bioraffinerien wird auf 4,6 Millionen Tonnen geschätzt. Es wird vermutet, dass das Angebot aus neuen oder erweiterten Bioraffinerien in der EU im Jahr 2030 im Szenario mit hohem Wachstum um zusätzliche 3,1 Mio. Tonnen wachsen wird, während dies im Szenario mit niedrigem Wachstum auf zusätzliche 1,1 Mio. Tonnen begrenzt sein könnte. Diese Wachstumsszenarien stellen die obere und untere Grenze für den voraussichtlichen Einsatz von Bioraffinerien zwischen 2020 und 2030 dar, basierend auf öffentlich verfügbaren Informationen über chemische und stoffliche Bioraffinerien. Da es sich um Wachstumsszenarien handelt, berücksichtigt die angewandte Methodik nicht die mögliche Schließung von bestehenden Bioraffinerien, die derzeit in der EU in Betrieb sind.

Für beide Wachstumsszenarien ist die Nachfrage in der EU höher als das prognostizierte Angebot im Jahr 2030, was bedeutet, dass es mit den richtigen Anreizen und Rahmenbedingungen ein Wachstumspotenzial für die Produktion von biobasierten Produkten aus Bioraffinerien gibt. Das Defizit könnte durch Importe aus Nicht-EU gedeckt werden.

Resultierend aus diesen Vorarbeiten wurde in einem Strategiefahrplan erarbeitet, welche Arten von Bioraffinerien unter welchen äußeren Rahmenbedingungen bis 2030 am Markt etabliert sein könnten. Die Roadmap for Deployment beschreibt alle Ergebnisse und Erkenntnisse der  Studie.

Die Projektergebnisse sind in einem knapp zweiminütigen Video einfach und nachvollziehbar zusammengefasst, welches zusammen mit der Roadmap for Deployment auf der Projektwebseite zu finden sind. 

Umsetzungszeitraum: 14 Monate, Start 12/ 2019 – Ende 02/ 2021

Projektpartner: E4Tech, Wageningen Research, BTG, FNR, iCons

Projektwebseite: https://www.e4tech.com/biorefinery-outlook.php

Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 15. Juli 2021