Trotz des Rohstoffbedarfs für die Herstellung von Biokraftstoffen zeichne sich die globale Rohstoffversorgungslage an den internationalen Märkten durch eine strukturelle Überversorgung aus. Zu diesem Ergebnis kommt der von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) veröffentlichte „Versorgungsbericht 2016/2017“. Die Diskussion über die Frage des Rohstoffbedarfs und -potentials für die Biokraftstoffproduktion müsse sich an diesen Fakten orientieren fordert die UFOP. Die Förderung von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse durch Quotenverpflichtungen habe sich längst international etabliert, wobei die Motivation für nationale gesetzliche Regelungen in Drittstaaten die strukturelle Überversorgung mit Mais, Getreide, Zuckerrohr und Pflanzenöl sei.
Die UFOP stellt fest, dass die Biokraftstoffpolitik damit auch zur Marktpreisstabilisierung beitrage. Der aktuell enorme Preisdruck gerade auf pflanzliche Erzeugnisse belaste global die Einkommenssituation in der Landwirtschaft. Im Umkehrschluss biete die Politik keine Lösung an zur Verbesserung der Einkommenssituation. Die Preis- und Interventionspolitik als einkommenspolitische Steuerungsinstrumente wurden mit den Reformen zur Agrarpolitik schon vor Jahren abgeschafft. Biokraftstoffe bzw. der Bioenergiesektor waren und sind die einzigen zusätzlichen Wertschöpfungsbereiche, die in den vergangen 20 Jahren spürbar zur Einkommensstabilisierung beigetragen hätten. Ihre hohe Integrations- bzw. Koppelungseignung in bestehende Distributionssysteme und Anwendungen seien die Grundlage für diese Erfolgsgeschichte.
Deshalb fordert die UFOP, dass die nun beginnende Abstimmung im Europäischen Parlament über die Neufassung der Erneuerbare-Energienrichtlinie zumindest das Erreichte und damit das Investitionsvertrauen nicht in Frage stellt. Die Kappungsgrenze von 7 Prozent für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse müsse unverändert und integriert in dem gesamten Maßnahmenpaket zur Dekarbonisierung des Verkehrs bis 2030 fortgeführt werden. Insbesondere der Verkehrssektor stelle den jetzt notwendigen Einstieg in eine Dekarbonisierungsstrategie vor außerordentlich große Herausforderungen. Deshalb müsse das Gesamtpotenzial der Biomasse zur Herstellung von Biokraftstoffen in der Summe und somit technologieoffen und im Effizienzwettbewerb ausgeschöpft werden, fordert der Verband. Die Politik müsse jetzt motivieren statt eine enttäuschte Branche zu hinterlassen. Die Union stellt fest, dass die kritische Diskussion über markteingeführte Biokraftstoffe mit Blick auf die weitere Intensivierung der globalen Klimaschutzmaßnahmen infolge des Klimaschutzabkommens von Paris eine „Stellvertreterdebatte“ sei. Denn die kritische Debatte sehe darüber hinweg, wie groß der zukünftige Bedarf an möglichst klimaneutral erzeugten und verarbeiteten Kohlenstoff sei auf den Weg für die erforderliche Dekarbonsierung aller Wertschöpfungsketten bis 2050 sei.
Vor diesem Hintergrund erinnert die UFOP mit Nachdruck an das international geschaffene „level-playing-field“ auf Grundlage der nach EU-Recht global gesetzlich vorgegebenen Nachhaltigkeitsanforderungen für die Biomasserohstoffproduktion als Marktzugangsvoraussetzung und Verwendung von Biokraftstoffen in der Europäischen Union. Hier habe es die EU-Kommission in der Hand die Zertifizierungssysteme und Anforderungen für die Verbesserung einer nachhaltigen Biomasseproduktion, unabhängig von der Endverwendung, weiter zu schärfen. Stattdessen musste der Europäische Gerichtshof in seinem Bericht der EU-Kommission mangelnde Kontrollen und Anpassungsmaßnahmen attestieren, betont die UFOP.
Weitere Informationen sowie die einzelnen Infografiken des Berichts finden Sie unter www.ufop.de.
Quelle: Pressemitteilung der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. vom 26. Juni 2017.