Mehrjährige Energiepflanzen bieten viele Vorteile für die Landwirtschaft: stabile Erträge ohne Erosionsrisiko oder Nährstoffauswaschung. Gleichzeitig tragen sie durch geringen Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und unüblicher Pflege- und Erntezeiten zur biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft bei. Zu diesem Schluss kommen das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) sowie die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die in einem sechsjährigen Forschungsprojekt die Umweltparameter sowie das Ertragspotenzial von mehrjährigen Energiepflanzen untersucht hatten. Die Ergebnisse wurden jetzt im TFZ-Bericht Nr. 71 veröffentlicht.
Die mehrjährigen Energiepflanzen Silphie, Sida, Switchgras, Riesenweizengras und Miscanthus wurden an sechs bayerischen Standorten in Langzeitversuchen im Vergleich zu einer dreijährigen Fruchtfolge angebaut. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prüften die Kulturen auf verschiedene Parameter: neben dem Ertragspotenzial und der Qualität war auch die ökologische Bewertung der Kulturen hinsichtlich ihrer Wirkung auf Bodenfauna, Blütenbesucher sowie den Humus- und Nitratgehalten im Boden von Interesse. „Vor allem die Energiepflanze Silphie bringt durch ihr tiefreichendes Wurzelsystem hohe Mengen organischer Substanz in den Boden ein. Das baut den Humus in unteren Bodenschichten langfristig auf“, führt Dr. Maendy Fritz, Leiterin des Projekts und Abteilungsleiterin Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse am TFZ aus.
Neben der Bodenqualität profitiert von den mehrjährigen Energiepflanzen auch die Fauna. Durch die andauernde Bodenruhe, den längeren Bedeckungsgrad, dem guten Nahrungsangebot und Ernteresten konnte beispielsweise ein vermehrter Regenwurmbestand im Vergleich zu Fruchtfolgen mit annuellen Kulturen festgestellt werden.
Hinsichtlich der Erträge dürfte vor allem die Durchwachsene Silphie für Landwirte interessant sein: Bei Standorten mit guter Nährstoff- und Wasserversorgung konnte die Energiepflanze Erträge über 180 dt TM/ha erzielen. Sie kommt dadurch in guten Jahren fast an die Trockenmasseerträge von Mais heran, benötigt dafür aber weniger Arbeitszeit und Produktionsmittel.
Das Forschungsprojekt gliederte sich in zwei Projektphasen. In der ersten Phase lag der Fokus auf Anbau und Kulturführung. Auf den Erkenntnissen aufbauend, beschäftigten sich die Autoren in der zweiten Phase mit der langfristigen Standorteignung, Ertragsstabilität und -qualität. „Der Standort entscheidet, welche Dauerkultur sich am besten für den Anbau eignet: Silphie liefert auf tiefgründigen Böden hohe Trockenmasse- und Methanerträge, flachgründige Böden und geringe Niederschläge erhöhen das Etablierungs- und Ertragsrisiko. Das Riesenweizengras hingegen übersteht Sommertrockenheit gut“, erklärt Dr. Maendy Fritz.
Das Forschungsprojekt wurde mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert.
Der TFZ-Bericht „Ertragsstabilität, Etablierung und Umweltparameter mehrjähriger Energiepflanzen – Dauerkulturen II“, Nr. 71, kann kostenlos unterwww.tfz.bayern.de heruntergeladen werden.
Quelle: Pressemitteilung des Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe vom 09. Juli 2021