Internationale Experten stellten Lösungswege vor
„60 Prozent unseres Ökosystems sind bereits geschädigt oder werden auf nicht nachhaltige Weise genutzt. Um diesem Trend entgegen zu wirken, müssen Ressourcen effizienter genutzt und die Kreislaufwirtschaft effektiver gestaltet werden", so beschrieb Anders Wijkman, Ehrenpräsident des Club of Rome, die Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten unserer Wirtschaft auf dem diesjährigen Kongress „ECO-Innovations from biomass“ in Papenburg. Die Nutzung biobasierter Materialien stelle einen Teil der erforderlichen Veränderungen dar. Sie führe zu einem geringeren Verbrauch fossiler Quellen und zur effizienteren Nutzung von Rohstoffen. Wijkman forderte außerdem die Politik auf, Umweltaspekte unter anderem durch Steuerreformen stärker zu berücksichtigen.
Durch Innovationen die Zukunft gestalten, war das Ziel und die Botschaft der internationalen Fachtagung, zu der am 20. und 21. März rund 240 Teilnehmer kamen. „Mit sechzig Gastreferenten aus neun Nationen hat sich diese herausragende Netzwerkveranstaltung zu einem etablierten Experten- und Strategietreffen der Bioökonomie entwickelt“, stellte der Landrat des Landkreises Emsland, Reinhard Winter, fest. „Grüne Chemie für eine saubere Zukunft ist ein Thema, das keinen Halt macht vor Landesgrenzen“, betonte der Deputierte der Provinz Groningen, Henk Staghouwer, die Notwendigkeit für ein gemeinsames, grenzübergreifendes Handeln.
Magnus Buhlert vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz stellte heraus, dass die Energiewende auch Verkehrswende bedeute. Die Offenheit gegenüber innovativen Techniken sei die Voraussetzung dafür, die Mobilität klimaschonender gestalten zu können, so Buhlert. Andre Faaij, Professor der Universität Groningen, belegte anhand verschiedener Szenarien, dass Biomasse einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten kann. Dabei hob er die Notwendigkeit einer effizienten und nachhaltig wirtschaftenden Landwirtschaft in Verbindung mit einer biobasierten Wirtschaft als zukunftsweisend hervor.
Plastik reduzieren
Im „Markt der Ideen“ präsentierten Projektpartner aus der Region innovative Produkte, die rohölbasiertes Plastik ersetzen können. Professor Jan Jager von der NHL Hochschule in Emmen berichtete unter anderem, dass Fasern entwickelt wurden, die für Fischernetze verwendet werden können, die im Meer abbaubar sind und somit dazu beitragen können, die Plastikflut in den Ozeanen zu reduzieren. Reststoffe aus der Landwirtschaft wurden im 3D-Druck und im Spritzguss erfolgreich getestet. Entwickelt wurde ein kompostierbares Gartenbauseil, ebenso ein kompostierbares Biosubstrat aus nachwachsenden Rohstoffen. Verpackungsmaterial aus Pilzen wurde ebenfalls in der Region produziert, außerdem Baumaterial aus Hanffasern und anderen biobasierten Rohstoffen. Mit Algen für Textilien und biobasiertem Saatgut wurden weitere neue Ideen vorgestellt. Insgesamt wurden 40 Projekte im Rahmen des deutsch-niederländischen Projektes „Bioökonomie im Non Food-Sektor“ hier vor Ort realisiert, berichtete EDR-Projektmanagerin Karin Eden.
Professorin Ellen Bendt von der Hochschule Niederrhein stellte unter anderem ein nachhaltiges, smartes und modulares Schuhkonzept vor. Der obere Teil des Schuhes ist gestrickt, während die Sohle im 3D-Druckverfahren entsteht. Die Motivation hinter dieser Idee ist die jährlich weltweit produzierte Menge von 23 Milliarden Schuhen, die aufgrund ihrer heterogenen Materialeigenschaften bisher nicht in den Recyclingkreislauf eingehen, nachhaltiger zu gestalten.
Mehr als 40 Aussteller stellten innovative Verfahren und Produktbeispiele vor. In weiteren Vorträgen ging es um Beiträge zu klimaschonenden Landnutzungskonzepten.
Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie die Ems Dollart Region unterstützten die Fachkonferenz, die vom 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. bereits zum sechsten Mal organisiert und erfolgreich durchgeführt wurde. Gefördert wurde der Kongress von der Europäischen Union im Rahmen des deutsch-niederländischen INTERREG V A Projektes „Bioökonomie im Non Food Sektor“.