Zwei Tage lang (28. und 29. August) informierten sich die Bundestagsabgeordnete und baupolitische Sprecherin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Christina-Johanne Schröder und lokale PolitikerInnen der GRÜNEN beim 3N Kompetenzzentrum über die beiden Projekte NAPALU und RoNNi, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsenden Rohstoffe e.V. (FNR) als Projektträgerin gefördert werden. Unter der Leitung des 3N Kompetenzzentrums werden die beiden Projekte im Verbund mit bundesweiten Partnern umgesetzt.

MdB Christina-Johanne Schröder (vordere Reihe, Dritte v. l.) mit den PartnerInnen der Projekte RoNNi und NAPALU
MdB Christina-Johanne Schröder (vordere Reihe, Dritte v. l.) mit den PartnerInnen der Projekte RoNNi und NAPALU

Am Mittwoch diskutierten die PolitikerInnen und MitarbeiterInnen des 3N Kompetenzzentrums, des Instituts für Materialprüfung der Jade Hochschule Oldenburg, des Fraunhofer Instituts für Bauphysik, der technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, der Firma Typha Technik und des Architekten-Büros Fritsch Knodt Klug im Klimacenter Werlte über Moorschutz und Paludikulturen. Dabei wurde deutlich, dass Paludikulturen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz in Deutschland leisten können. Damit diese aber in die Umsetzung gebracht werden können, müssen Wirtschaftlichkeit und Rahmenbedingungen verbessert werden. Insbesondere muss neben der Unterstützung über die EU-Agrarförderung auch die Klimaschutzleistung monetär honoriert werden. Am Schluss des ersten Tages besuchten die TeilnehmerInnen den Science Cube der Firma Janssen Holzbau. In diesem Demonstrationsgebäude wurden neu entwickelte Dämmstoffe aus Rohrkolben eingebaut und getestet, um die Marktreife zu entwickeln. Aufgrund des schwammartigen Gewebes (Aerenchym) haben Rohrkolbenstengel hervorragende Dämm-Eigenschaften. Bevor diese Dämmstoffe aber auf den Markt kommen können, muss zunächst eine baurechtliche Zulassung beantragt werden. In diesen Zulassungsprozess fließen u. a. die Ergebnisse aus der Testreihe im Demonstrationsgebäude ein.

Am zweiten Tag machte sich Frau Schröder ein Bild von der Rohrkolben- und Schilf-Untersuchungsfläche sowie von geplanten Flächen im Gebiet Bad Bederkesa. Die Projektpartner 3N Kompetenzzentrum, Thünen Institut für Agrarforschung, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Stadt Geestland, Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven und Klasmann-Deilmann sowie ein Teil der TeilnehmerInnen des ersten Tages informierten Frau Schröder und diskutierten mit ihr die praktische Umsetzung von Paludikultur. Bärbel Tiemeyer präsentierte einen 3 Meter langen Bohrkern der Niedermoorfläche in Bad Bederkesa, der eindrucksvoll die Moorentwicklung und den im Torf gespeicherten Kohlenstoff zeigt. Anfang 2025 soll hier ein weiterer Rohrkolbenpolder entstehen, der den Kohlenstoff im Torf bewahrt und gleichzeitig nachhaltige Biomasse produziert. Frau Schröder zeigte sich beeindruckt von den bisherigen Maßnahmen und den Planungen und betonte, dass der gemeinsame Austausch fortgeführt werden soll.

Hintergrund:

Paludikultur ist die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser und wiedervernässter organischer Böden. Voraussetzung ist, dass der Wasserstand ganzjährig nahe der Bodenoberfläche gehalten und der Boden nicht gestört wird. Dadurch wird zum einen der Torfkörper erhalten oder sogar neuer Torf gebildet und zum anderen die Freisetzung von Treibhausgasen minimiert.

Das Verbundvorhaben RoNNi hat die Transformation der Bewirtschaftung von entwässerten, landwirtschaftlich genutzten Niedermoorböden hin zu einer klimaschonenden, moorbodenkonservierenden Nassbewirtschaftung durch den Anbau von Rohrkolben zum Ziel. Hierzu soll in zwei Modellregionen mit unterschiedlicher landw. Struktur (Emsland / Cuxhaven) die großflächige, qualitätsoptimierte Erzeugung von Rohrkolben und die Verwertung der Biomasse als Baustoff und als Gartenbausubstrat (Torfersatz) entwickelt, demonstriert und für die Vermarktung vorbereitet werden. Regionalkonzepte sollen die großflächige Umstellung der Bewirtschaftungsweise hin zu einer torferhaltenden, nassen Nutzung befördern und demonstrieren.

In dem bundesweiten Verbundvorhaben NAPALU werden Anbauverfahren bereits etablierter Niedermoor-Paludikulturen in Bayern und Niedersachsen untersucht und optimiert sowie nachhaltige Produkte (weiter-) entwickelt. Die Auswirkungen von Nährstoffverfügbarkeit und von Nährstoffzufuhr auf die Biomassequantität und -qualität, den Stoffhaushalt (THG-Austausch und Nährstoffdynamik) und die Biodiversität werden untersucht. Die Anbauverfahren werden hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit bewertet.

Weitere Informationen sind hier zu finden:

www.3-n.info/RoNNi

www.3-n.info/NAPALU

www.paludikultur-niedersachsen.de