Das Interreg-Projekt CANAPE (https://northsearegion.eu/canape) fördert von 2017 bis 2021 innerhalb der Nordsee-Region die Entwicklung und Verbreitung alternativer Bewirtschaftungsmethoden zur Erhaltung und Wiederherstellung wichtiger Ökosystemleistungen von Mooren und ein verbessertes Moormanagement. Innerhalb des CANAPE-Projektes widmet sich im Landkreis Diepholz eine Projektpartnerschaft aus Landkreis Diepholz, Stiftung Naturschutz im LK Diepholz, Deutscher Verband für Landschaftspflege und Northern Institute of Thinking dem Aufbau einer Torfmoosfarm als Beispiel klimafreundlicher, nasser Moornutzung.

Standort des Pilotprojektes ist ein neun Hektar großer, aufgelassener Grünlandstandort in Barver. Das hier befindliche vererdete und drainierte Hochmoor ist nicht einfach, aber typisch für viele trockene Hochmoore in Nordwest-Deutschland. Die Torfmoosfarm soll als landwirtschaftlich genutzte nasse Pufferzone die Vernässung angrenzender Naturschutzflächen erleichtern und gleichzeitig neuen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten bieten, die auf feuchte Moore angewiesen sind.

Baubeginn der Torfmoosfarm Barver

Nach fast zweijährigem Planungs- und Genehmigungsprozess verwandelt sich seit Ende 2019 artenarmes Grünland zu einer Demonstrations- und Versuchsfläche für nasse, torf- und klimaschützende Hochmoor-Landwirtschaft. Trotz intensiver Planungen und vieler kollegialer Tipps (u.a. aus zwei PaluDialogen in Zusammenarbeit mit der Kompetenzstelle Paludikultur im 3N Kompetenzzentrum) und Praxisanregungen aus Paludi-Anlagen im ammerländer Hankhausen (Greifswald Moor Centrum) oder emsländischen Drenth (Fa. Klasmann-Deilmann) war noch vielfach Pionierarbeit zu leisten, Improvisationstalent und Ideenreichtum blieben bis zuletzt gefragt. Zuletzt musste aus finanziellen Gründen noch die ursprünglich geplante Ausführung der vorgesehenen Polderflächen kurzfristig umgeplant werden (Download der Pläne unter www.northsearegion.eu).

Voraussetzung der Torfmoosfarm: zentimetergenauer Abtrag des Oberbodens und Aushub der Bewässerungsgrüppen
Voraussetzung der Torfmoosfarm: zentimetergenauer Abtrag des Oberbodens und Aushub der Bewässerungsgrüppen
Im Dezember konnte dann doch die Bagger anrollen und zentimetergenau die anlagenprägende erste Polderfläche zur Torfmoosanzucht (0,96 ha) abziehen. Parallel wurden auch zahlreiche Bewässerungsgrüppen für die gleichmäßige Wasserversorgung der Moose eingezogen. Unauffälliger, aber ebenso wichtig waren auch viele unscheinbare Detailarbeiten wie die Stromversorgung, die Verlegung von fast 1 km unterirdischer Wasserleitungen sowie das Kappen unerwartet vieler, z.T. erst bei Oberbodenabtrag erkennbarer Drainagen. Die Winterpause wurde dazu genutzt, die Mess- und Regeltechnik sowie die Bewässerungskulisse betriebsfertig zu machen. Ende März / Anfang April hat das Projekt CANAPE dann die entscheidende Phase erreicht. Bei angenehmen Frühlingswetter konnte der noch winterfeuchte Anzuchtpolder der Torfmoosfarm endlich mit 37 Kubikmetern gezielt ausgesuchter, lebender Torfmoosarten aus Standorten im Emsland, im Ammerland sowie einer Schilfwerbungsfläche in den Niederlanden bepflanzt werden. Bereits bei den laufenden Erdarbeiten stieg der Wasserstand in den Gräben sichtbar an, Hinweis auf eine dichte Poldersohle. Die ausgebrachten Torfmoose zeigten auf der bewässerten Poldersohle bereits Anfang Mai erste Zeichen eines Anwuchserfolges, so dass das Projekt bisher erfolgreich läuft.


Als letzte Baumaßnahme steht nun noch im Juni die Folienauskleidung eines 2.500 m³-Wasserreservoirs an. Dieses dient zur Bewässerung der Polder bei starker Trockenheit und wird aus Grund- und Grabenwasser gespeist.

Bis zum Abschluss der Bauarbeiten wird mit Kosten von etwa 250.000 Euro gerechnet, gefördert von der EU im Interregprojekt CANAPE.

Perspektiven

Anwohner, Landwirte und Experten haben die Anlage bisher sehr interessiert und positiv aufgenommen, nicht zuletzt dank intensiver Beteiligungsprozesse und Pressearbeit.

Mit beginnender Etablierung des Torfmoosrasens startet Mitte des Jahres der Routinebetrieb der Torfmoosfarm: Pflege- und Entwicklungsarbeiten, Verwertungsfragen, Technikerprobungen, Wartung. Wissen schaffen für ein neues Kapitel Landwirtschaft, für das in der Nordwest-Region bisher wenig Erfahrungen existieren. Der momentan noch etwas lückig aussehende Belag wird sich in zwei bis drei Jahren zu einem geschlossenen Torfmoosrasen entwickeln. Dieser kann dann später z.B. als ständig verfügbares, planbares Animpfmaterial für regionale Renaturierungsprojekte oder als Torfersatz vermarktet werden. Nischenprodukte für Terrarien oder floristisches Dekorationsmaterial sind bereits jetzt lukrativ.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es in Barver noch: die Anlage konnte nicht wie geplant in einem Stück realisiert werden. Der ursprünglich vorgesehen zweite Anzuchtpolder verzögert sich, da seine Finanzierung und Umsetzung noch projektintern diskutiert wird. Aber wenn es grünes Licht gibt, kann auch die letzte Ausbaustufe schnell umgesetzt werden, da bei den abgeschlossenen Arbeiten alle Versorgungsleitungen schon verlegt worden sind.

Mittelfristig rechnen Landkreis und Stiftung Naturschutz damit, dass die Anlage ein Magnet für das Fachpublikum wird. Für den Fortbestand der Torfmoosfarm ist aber auch ein tragfähiges Betriebskonzept ab 2022 erforderlich. Eine Aufgabe, der sich die Verantwortlichen momentan verstärkt und optimistisch widmen.

Weitere Information erteilt:

Dr. Jens-Uwe Holthuis
- Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz -
Projektleitung NSRP CANAPE
Europäisches Fachzentrum Moor und Klima

Auf dem Sande 11
49419 Wagenfeld/Ströhen
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