Gute Ergebnisse bei Pflege und Ernte – Bei Erntegut-Beräumung und Ausbringung von Pflanzgut noch Entwicklungsbedarf

Im Vorhaben GesaSpAn tasteten sich Forschende der mera Rabeler GmbH & Co. KG in umfangreichen Feldtests weiter an ein optimales Produktions- und Ernteverfahren für Torfmoose heran. Dazu erprobten sie eine ferngesteuerte Leichtbauraupe mit verschiedenen Aggregaten zur Pflege, Ernte, Beräumung und Ausbringung von Sphagnum-Pflanzgut.

Bei Pflege und Ernte erzielten die Forschenden bereits praxistaugliche Ergebnisse. Für das Neuausbringen von Pflanz- und Beräumen von Erntegut ist die Entwicklung eines zweiten, leistungsstärkeren Fahrzeugs geplant.

tabförderband und Erntegutrutsche auf der Raupe.
tabförderband und Erntegutrutsche auf der Raupe.© mera Rabeler/C. Wentzien

Torfmoose (Gattung Sphagnum) gelten als vielversprechende Torfersatzstoffe. Das bislang genutzte Ernteverfahren mit einem Bagger, der von Fahrdämmen aus operiert, ist jedoch nicht effizient, denn die Fahrdämme beanspruchen einerseits viel Platz und die Ernte- und Beräumungsgeschwindigkeit sind andererseits gering. Gesucht wurde deshalb nach einem Erntegerät, das direkt auf der Kulturfläche fahren kann. Sphagnum wächst allerdings nur bei flurnahen Wasserständen und ist sehr druckempfindlich. Mit der Entwicklung einer ferngesteuerten Leichtbauraupe, die sich auf sehr breiten Kettenlaufwerken bewegt, wurde diese Herausforderung in einem Vorläuferprojekt gemeistert. Im aktuellen Vorhaben galt es nun, auf Basis des Fahrzeugs ein Gesamtverfahren für das Sphagnum Farming zu entwickeln.

In diversen Feldversuchen zur praktischen Torfmooskultivierung stellte sich heraus, dass der Wasserstand während der Ernte abgesenkt werden sollte, um die Erntetechnik nicht zu verstopfen und das Gewicht der aufgenommenen Torfmoose zu verringern. Es zeigte sich auch, dass man die Pflanzen besser per Abreißen statt Abschneiden erntet: Sphagnum wurzelt nicht wie herkömmliche Pflanzen im Boden, sondern bildet lose, ineinander verwundene Pflanzenteppiche. Daraus kann man einzelne Pflanzen ohne großen Kraftaufwand herausreißen. Die besten Ergebnisse erzielte hier eine langsam drehende Welle mit blockweise angeordneten Sternen (Bild 2). Mit ihr ließen sich vergleichsweise lange Pflanzenteile gewinnen, wie sie die Substratindustrie benötigt. Der größte Pluspunkt dieses Ansatzes besteht jedoch darin, dass auf der Fläche nicht beerntete Dämme mit vitalen Pflanzen verbleiben. Sie erwiesen sich als sehr vorteilhaft für den Wiederaustrieb und die Regeneration der Kultur in den Furchen, so dass eine Wiederausbringung von Pflanzgut zur Regeneration bestehender Flächen bei diesem Verfahren komplett entfallen kann.

Benötigt wird jedoch auch eine Technik für die erstmalige Anlage ganz neuer Torfmoosflächen, also eine Vorrichtung, um Pflanzgut auszubringen. Auch diese entwickelte das Projektteam (Bild 3). Ursprünglich angedacht war, sie mit auf der Raupe unterzubringen. Platz und Leistung des Fahrzeugs reichten dafür jedoch nicht aus.

Die Forschenden favorisieren inzwischen ein zweites, stärker motorisiertes Trägerfahrzeug für die Jungpflanzen-Ausbringtechnik, das zudem als Begleitfahrzeug für die Erntegutentwässerung und -beräumung konzipiert sein könnte. Hier sind noch Weiterentwicklungen nötig.

Bei der Flächenpflege, die unerwünschten Beiwuchs kurzhalten soll, überzeugte schließlich ein an der Raupe montierter Rotationsmähkopf mit drei Messerwellen. Er arbeitete über die gesamte Projektlaufzeit sehr zuverlässig und durch den drehbar gelagerten Motoraufsatz (Bild 4) vergleichsweise schnell.

Vor dem Hintergrund des von der Politik beschlossenen Torfausstiegs ist das Interesse der Gartenbau- und Substratbranche an Torfmoosen als Torfersatzstoff groß. Berechnungen zufolge wäre eine Netto-Fläche von ca. 35.000 Hektar erforderlich, um den jährlichen Bedarf an Weißtorf in Deutschland zu ersetzen. Für eine Torfmoos-Produktion in solchen Ausmaßen stellt die bislang fehlende Erntetechnik eine wesentliche Hürde dar. Mera Rabeler demonstriert mit den aktuellen Arbeiten innovative und praxistaugliche Lösungsansätze, um diese Hürde zu überwinden.

Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Der Abschlussbericht steht auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 2220MT002X zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 28. August 2024